Mit der 22. Ausgabe der Reihe „Kammersinfonie live“ beschreitet Peter Wallinger neue Wege: „live 2024“ dokumentiert erstmals ein Konzertprogramm der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim in voller Länge.
Mit der 22. Ausgabe der Reihe „Kammersinfonie live“ beschreitet Peter Wallinger neue Wege: „live 2024“ dokumentiert erstmals ein Konzertprogramm der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim in voller Länge.
BIETIGHEIM-BISSINGEN. Normalerweise blickt Peter Wallinger mit der alljährlichen Ausgabe der CD-Reihe „Kammersinfonie live“ in Form eines Querschnitts auf die vergangene Saison der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim (SKB) zurück. Dass der Maulbronner Dirigent das Blütenlesekonzept für „live 2024“ außer Kraft setzt, geschieht aus gutem Grund: 1984, vor genau vier Dekaden, hat Wallinger dieses Orchester gegründet – mit dem Jubiläumsfestkonzert „40 Jahre Kammersinfonie“ präsentiert die 22. Ausgabe der Dokumentationsreihe erstmals ein SKB-Programm in voller Länge. Erfreulich ist die Ausnahme auch deshalb, weil sie neben den Qualitäten des auf transparente, vitale Interpretationen abonnierten Dirigenten und seines einmal mehr vorzüglich disponierten Ensembles auch die des Spielplangestalters Peter Wallinger offenkundig werden lässt.
Der Witz in der Partitur
Kontrast- und farbreich gestaltet die erste Hälfte, mit einer Extraportion Elan federn Dvoráks „Slawische Tänze“ heran, deren rhythmische und dynamische Impulse unter den Händen des Dirigenten in wunderbaren Holz- und Blechbläserfarben koloriert erklingen. Spannend und plastisch modelliert folgt Jean Sibelius’ „Valse triste“, bevor Wallinger die Nr. 1, Nr. 5 und Nr. 6 der „Ungarischen Tänze“ von Brahms in schwungvollen, den Witz aus der Partitur kitzelnden Deutungen auf den (springenden) Punkt bringt.
Höhe- und Schlusspunkt ist die exquisite Wiedergabe des Beethoven’schen Violinkonzerts, in dem die in Ludwigsburg geborene Ursula Schoch, seit mehr als 20 Jahren Konzertmeisterin des Amsterdamer Concertgebouworkest, als Solistin auf einer Guadagnini von 1755 brilliert.
INFO: Die CD „live 2024“ ist über das Sekretariat „MühlackerConcerto“ Telefon (0 70 43) 95 83 93 oder per E-Mail an susanne@boekenheide.net für zwölf Euro zu beziehen. Für Mitglieder der Fördervereine „Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim“ und „Mühlacker Klassik“ kostenfrei.
Das Jubiläumskonzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim vom Mai 2024 ist jetzt als Livemitschnitt auf CD erschienen.
Das Cover der neuen CD. Foto: privat
Mühlacker. Noch erklingt im Uhlandbau keine Musik. Die Renovierungsphase dauert, wie berichtet, länger als geplant. Wer sich die Wartezeit bis zur nächsten kulturellen Veranstaltung im Saal mit der viel gelobten Akustik verkürzen möchte, hat die Chance, eine neue CD der Reihe „Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim Live“ zu erleben. Frisch auf dem Markt ist der Mitschnitt des Festkonzerts „20 Jahre Konzerte im Uhlandbau Mühlacker – 40 Jahre Kammersinfonie“ vom 3. Mai 2024 im Uhlandbau. Damals erklangen, nun auch im heimischen Wohnzimmer nachzuhören, Werke von Dvorak, Sibelius und Brahms sowie das Violinkonzert von Beethoven mit der renommierten Solistin Ursula Schoch, einer langjährigen Begleiterin des Orchesters.
„Furiant“ ist der Slawische Tanz von Dvorák überschrieben, mit dem die CD eröffnet wird, und es ist ein furioser Beginn: Farbenreich, die nicht immer eingängigen Rhythmen genießend, präsentiert sich das Orchester unter seinem Leiter Peter Wallinger, wenig später dann schwelgerisch träumend im mit „Starodávný“ (aus alten Zeiten) überschriebenen Satz. Und tänzerisch geht es weiter mit Sibelius’ „Valse triste“. Da sieht man förmlich vor dem inneren Auge die elegant gekleideten Tänzerinnen und Tänzer ihre Schritte setzen, man hört den Walzerrhythmus und kann sich ausmalen, wie die Röcke ausschwingen, die Damen selbstbewusst die Köpfe hin und her drehen, die Herren energisch voranschreiten.
Die Energie, die Peter Wallinger seiner Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim in stets stilgerechter Form zu entlocken vermag, bricht sich auch in den weltbekannten „Ungarischen Tänzen“ von Brahms Bahn. Doch wie soll man Stücke neu interpretieren, die jedes Kind kennt, die, obwohl technisch und vom Zusammenspiel her höchst anspruchsvoll, dem Zuhörer als etwas Selbstverständliches erscheinen? Peter Wallinger erfindet die Tänze eins, fünf und sechs nicht neu. Aber er präsentiert sie gut durchhörbar und lässt die Musik für sich sprechen. Das Ergebnis ist gute Laune pur.
Auch Beethovens Violinkonzert D-Dur ist Klassikfreunden bestens bekannt. In ihrer wohlüberlegten gemeinsamen Interpretation setzen die in den hohen Lagen besonders überzeugende Geigerin Ursula Schoch und der sein Orchester als gleichberechtigten Partner führende Peter Wallinger einen bemerkenswerten Schwerpunkt auf die rhythmischen Elemente. Denn dass ein Violinkonzert von vier Paukenschlägen eröffnet wird, ist ungewöhnlich genug, um das im Verlauf des ersten Satzes in unterschiedlichen Registern wiederkehrende Motiv ins Schaufenster zu stellen und auch in den Spielfiguren der Solovioline auf akzentuierte Elemente zu setzen. Diese stehen dann in wunderbarem Kontrast zu den scheinbar schwerelosen Melodien, die Ursula Schoch in perfekter Intonation darbietet.
Die CD ist zu beziehen über die Buchhandlung Elser in Mühlacker beziehungsweise per E-Mail an susanne@boekenheide.net oder unter der Telefonnummer 07043/958393. Für Mitglieder des Fördervereins der Kammersinfonie ist die CD als Jahresgabe kostenfrei.
Klassik vom Feinsten: Höhepunkte des Festkonzerts auf Peter Wallingers Jahres-CD
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Konzertreihe von Peter Wallinger im Uhlandbau Mühlacker bietet „live 2024“ eine Mischung aus virtuoser Geigenkunst, klassischem Repertoire und temperamentvoller Orchesterbegleitung.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Konzertreihe von Peter Wallinger im Uhlandbau Mühlacker bietet „live 2024“ eine Mischung aus virtuoser Geigenkunst, klassischem Repertoire und temperamentvoller Orchesterbegleitung.
Foto: Uta Süße-Krause
Mühlacker. Menschen freuen sich, wenn die eigene Region kulturelle Events zu bieten hat. Peter Wallingers im Uhlandbau Mühlacker veranstaltete Konzerte gehören bereits seit 20 Jahren zu solchen Höhepunkten. Grund genug für ein Festkonzert mit seiner sueddeutschen kammersinfonie bietigheim und der Geigerin Ursula Schoch, das nun als CD-Mitschnitt „live 2024“ vorliegt.
Mit Geigerin Ursula Schoch
Die aus der Region stammende und regelmäßig bei Wallinger gastierende Violinistin Schoch, international renommierte Konzertmeisterin beim Concertgebouw Orchester Amsterdam, interpretiert – souverän begleitet von der Kammersinfonie unter Wallingers Leitung – Ludwig van Beethovens Violinkonzert D-Dur (op. 81). Und ist mit makellos schlankem Spiel zu erleben, das seinesgleichen sucht. In dem vom Orchester temperamentvoll angegangenen „Allegro ma non troppo“, das mit vier Paukenschlägen einsetzt, tritt die Geige mit großem, lyrisch schönem Ton herein, wendet sich elegant und vermag mit leuchtendem Klang in hohe Lagen zu entschweben. In der mit virtuosen Doppelgriff-Folgen höchste geigerische Kraft erfordernden Kadenz des Bruckner-Schülers Kreisler bietet Ursula Schoch den krönenden Schluss des ersten Satzes, modelliert ein kunstvolles Meisterstück.
Im romantisch fließenden „Larghetto“ brilliert die Geigerin mit feinen Melodiebögen und herrlichem Diskant-Gesang. Schließlich entfaltet sich das solistische Vogelstimmen-Thema im finalen „Rondo“ fröhlich-locker, sehr kantilen und gleichzeitig mit intensiver Gestaltungskraft. Es ist ein Glück, dieser Solistin beim Musizieren zuzuhören.
Geschenkempfehlung
Rhythmisch pointiert und kontrastreich formen Wallinger und sein Orchesterensemble die erste Hälfte des auf der Silberscheibe festgehaltenen Festkonzertes und deuten damit auch die Vielfalt ihres Repertoires an. Federnd schwungvoll die „Slawischen Tänze“ von Antonín Dvorák (aus op. 46 und op. 72). Instrumental wuchtig und folkloristisch eingefärbt geben sich die „Ungarischen Tänze“ Nr. 1, 5 und 6 von Johannes Brahms. Elegisch verhalten blüht mit berührendem Orchestersound der „Valse triste“ (op. 44) von Jean Sibelius.
Die Wiedergaben – insbesondere des Beethoven-Violinkonzerts – brauchen sich vor großen Namen der klassischen Konzertszene nicht zu verstecken, auch die technische Aufnahmequalität ist gut. Also eine CD, die als Geschenk viel Freude bereitet.
Für 12 Euro ist Wallingers Jahres-CD „live 2024“ über Mail an susanne@boekenheide.net erhältlich.