Ein „Konzertantes Vergnügen“ kündigte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim in der Pauluskirche an – und dieses Versprechen löste das Orchester unter der Leitung von Peter Wallinger ohne Einschränkung ein. Dazu trugen auch die Solisten Ursula Schoch und Michael Gieler bei.
Ein eingespieltes „Tête-à-tête“ zweier Hochkaräter also, die in minutiöser gegenseitiger Feinabstimmung das Doppelkonzert als typischen Mozart ausgestalteten – heiter und fröhlich im Grundcharakter, mit eingeblendeten düsteren, abgründig dunklen Seiten.
Mit der Sinfonie Nummer sechs in D-Dur und dem Beinamen „Le Matin“ von Joseph Haydn eröffnete die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim vor zahlreichen Zuhörern das Programm mit heiterem, unbeschwertem, in den Dialogen zwischen Streichern und Bläsern ungemein lebendigem und farbenfreudigem Musizieren. Das im Jahr 1761 entstandene viersätzige Werk beschreibt voller Lyrik einen Sonnenaufgang und wirkt insgesamt wie eine musikalische Huldigung der Natur. Doch auch heiter-ländliche, mithin tänzerische Motive klingen darin an, und immer wieder erhalten außer der Ersten Violine auch einzelne weitere Instrumente wie Flöte, Fagott oder Violincello reizvolle solistische Aufgaben. Unter der Leitung von Peter Wallinger entstand damit eine hell leuchtende, facettenreich und transparent gestaltete Aufführung der Komposition.
Den beiden exzellenten Solisten des Abends Ursula Schoch an der Violine und ihrem Kollegen aus dem Concertgebouw Orchestra Amsterdam Michael Gieler an der Viola zuzuhören, war ein weiteres konzertantes Vergnügen. Zusammen mit der glanzvoll und nuancenreich begleitenden Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim gestalteten sie die Sinfonia Concertante Es-Dur, KV 364, von Wolfgang Amadeus Mozart zu einem delikaten Ohrenschmaus. Das Orchester brillierte in dem markanten Auftakt des ersten Satzes, indem es eine dynamische Steigerung des Ausdrucks vollzog. Einmal mehr beglückte Ursula Schoch mit ihrem seidig-schimmernden Geigenspiel und ließ damit eine weitere künstlerische Reifung unüberhörbar erkennen. Ihr zur Seite entfaltete Michael Gieler auf der Viola warmen, wohl ausgewogenen Klang.
Das Solistenpaar bestach mit einem vital ausgeführten Dialog ihrer Instrumente. Das Andante breiteten Ursula Schoch und Michael Gieler beseelt aus und hoben einen stimmungsmäßigen Kontrast im Schlusssatz, einem Presto, hervor, indem sie sich bei straffen, keineswegs jedoch überzogenen Tempi kurze, prägnante Motive übermütig zuwarfen. In den Kadenzen des ersten und zweiten Satzes breiteten die Solisten darüber hinaus ihre überragende Virtuosität aus. Für den lebhaften, mit Bravorufen vermischten Applaus spielten sie noch voller Elan eine Paraphrase für Violine und Viola über die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“.
Von kammermusikalischen Delikatessen wird Igor Strawinskys Suite für Orchester „Pulcinella“ geprägt. Für die Musikerinnen und Musiker der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim unter Peter Wallingers stets die feinen Details einer Komposition auslotenden Leitung war die Aufführung des 1920 uraufgeführten Werks ganz offensichtlich ein künstlerisches Vergnügen. In den neun Sätzen, von denen einige auf den nächsten ohne Pause übergingen und die zum Teil auf Kompositionen des italienischen Barockmeisters Giovanni Battista Pergolesi basieren, konnte das Orchester seine glitzernde Klangpracht entwickeln. Lebhafte Kontraste aus kammermusikalischen Elementen und großem Orchesterunisono sowie rhythmisch akzentuierte Passagen ließen bunt schillernde Farbwirkungen wachsen.
Besonders vergnüglich war die Aufführung des von kompositorischem Witz getragenen Satzes „Vivo“, in welchem sich Posaune und Kontrabass zu einem unbeschwerten Duett miteinander verbanden. Dieser Satz wurde als Zugabe noch einmal wiederholt.
Rudolf Wesner