Neujahrskonzert im Murrer Bürgersaal: Ein Neujahrskonzert voller reizvoller musikalischer Kontraste bot die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim unter der Leitung ihres Gründers Peter Wallinger am vergangenen Wochenende insgesamt dreimal.
Die Reihe wurde am Samstagabend im Murrer Bürgersaal eröffnet und in diesem Jahr schien es, als hätte das inzwischen in der Gemeinde zur Tradition gewordene Neujahrskonzert besonders viele Musikfreunde angezogen.
Mit Gluck in Mekka
Wer dabei war, kam voll auf seine Kosten, denn zum ersten Mal gab es in Murr ein Programm, in welchem die Harfe im Mittelpunkt stand. Die Harfenistin Anne-Sophie Bertrand aus Paris konnte Wallinger für die Neujahrskonzerte gewinnen. Der Orchesterleiter hatte auch wieder eine Rarität aus einem Notenarchiv ausgegraben. Von Christoph Willibald Gluck war das kaum bekannte Werk „Die Pilger von Mekka“ zu hören. In dem kurzen Stück ließ es Gluck kräftig orientalisch klingen, weshalb er den Streichern auch zwei Flöten und Schlagwerk hinzugesellte. Spritzig und temporeich führte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim diese Komposition aus.
Das Klavierkonzert A-Dur, KV 414, von Wolfgang Amadeus Mozart erklang in einer interessanten Bearbeitung für Harfe und Streicher. Auf der Harfe gespielt, wirkte der für das Klavier geschriebene Solopart filigraner und zauberischer. Anne-Sophie Bertrand interpretierte diesen mit überaus sensiblem Anschlag der Saiten elegant als zartes Klanggewebe. Dabei entfaltete sie ihre beeindruckende Virtuosität. Diese zeigte sich in den kunstvoll ausgeführten Kadenzen. Das Orchester begleite sie mit brillanter Streicherfülle.
Auch in zwei Tänzen für Harfe und Orchester von Claude Debussy beglücke das Zusammenspiel des Soloinstruments mit dem Orchester. Elegische Stimmung beherrschte den „Danse sacrée“, dem Anne-Sophie Bertrand einen verklärten Ausdruck verlieh. Dagegen war der „Danse profane“ von bewegten Klangfiguren auf der Harfe geprägt, die von einem ruhigeren Melodiestrom unterlegt waren. Das Impromptu, Opus 86, von Gabriel Fauré, dem Vorreiter des französischen Impressionismus, gab Anne-Sophie Bertrand Gelegenheit, ihre sensible Gestaltungskraft nachdrücklich auszubreiten. Der Virtuosin gelang es, der Weltentrücktheit und Verklärtheit der Komposition in ihrer Interpretation Ausdruck zu verleihen.
Auch in Bietigheim
Noch einmal entführten die Musiker die Konzertbesucher in den Orient. Aus der Musik zum Ibsen-Drama „Peer Gynt“ von Edvard Grieg waren die Sätze „Anitras Tanz“ und „Arabischer Tanz“ zu hören. Mit seidig feinem Klang führten die Streicher das erste Stück aus. Doch im „Arabischen Tanz“ zelebrierten sie noch einmal mit Flöten und Schlagwerk verdichtet morgenländisches Klangkolorit in schönster Vollendung, weshalb daraus noch ein Teil als Zugabe gespielt wurde. Das Konzert wurde am Sonntagvormittag nochmals in Mühlacker und nachmittags in der Bietigheimer Kelter gegeben.
Rudolf Wesner