Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ gastiert im Uhlandbau – Ursula Schoch als Solistin an der Violine
„MühlackerConcerto“ heißt die musikalische Reihe, in deren Rahmen die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ ein Adventskonzert im Uhlandbau in Mühlacker gab. Passend zu dieser vorweihnachtlichen Zeit hieß das Programm „Zauber der Romantik“.
Mühlacker. Das Konzert begann mit dem wohl bekanntesten Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy: „Ein Sommernachtstraum“, Musik zu Shakespeares gleichnamiger Komödie. Erst 17 Jahre alt war der 1809 in Hamburg geborene Komponist, als er im Sommer 1826, nach der Lektüre von Shakespeares gleichnamiger Komödie, in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, als op. 21 die einsätzige Ouvertüre schrieb. Nach der Uraufführung in Abraham Mendelssohns Wohnhaus, dem ehemaligen Preußischen Herrenhaus in Berlin, im Rahmen der sogenannten „Sonntagsmusiken“, fand die öffentliche Erstaufführung im Februar 1827 in Stettin, unter der Leitung von Carl Loewe, statt. Danach vergingen rund eineinhalb Jahrzehnte, bis der Komponist 1842, auf Wunsch des preußischen Königs Wilhelm IV., als op. 61 die mehrsätzige Bühnenmusik zu der Shakespeare-Komödie schrieb. Dieser Teil wurde dann im Oktober 1843 in Potsdam uraufgeführt.
Im Uhlandbau in Mühlacker erklang jetzt die mit vier Bläserakkorden beginnende Ouvertüre, in der Felix Mendelssohn Bartholdy sozusagen die ganze Welt dieses „Sommernachtstraums“ ausschreitet, in der man Elfen und Oberon begegnet, in der Lyrisches ebenso wenig fehlt wie eher Derbes, und dazu vier Teile der Bühnenmusik, Scherzo – Allegro vivace, Intermezzo – Allegro appassionato, Notturno – Andante di molto und ein Tanz von Rüpeln – Allegro di molto. Locker, beschwingt wurde der erste Satz interpretiert, erzählend, etwas aufwühlend, aber auch dahinplätschernd der zweite. Der dritte Satz erinnerte an die Jagd, und im vierten sah man sich mit einer Art Bauerntanz konfrontiert.
Peter Wallinger, der in der Kapellmeisterklasse von Thomas Unger ausgebildete Gründer und Leiter des Orchesters, der im In- und vor allem im osteuropäischen Ausland als Gastdirigent tätig ist, erwies sich als ein ebenso einfühlsamer wie ausdrucksstarker Interpret der „Sommernachtstraum“-Musik.
Vor der Pause kam noch der rund fünf Minuten dauernde „Valse triste“ von Jean Sibelius zur Aufführung. Nachdem der finnische Komponist eine Bühnenmusik zu Arvid Järnefelts Drama „Kuolema“ geschrieben hatte, bearbeitete er 1904, zwei Jahre nach der Uraufführung, drei Stücke aus seinem op. 44 neu. Eines davon ist der so entstandene Konzertwalzer, ein getragenes, fast schwermütig klingendes Stück Musik, was nicht wundert, wenn man weiß, dass „Der Tod“ der Titel des ursprünglichen Dramas ist.
Der zweite Teil des Orchesterkonzerts gehörte dem Violinkonzert D-Dur op. 77 von Johannes Brahms. Entstanden im Sommer 1878 in Pörtschach, uraufgeführt am 1. Januar 1879 in Leipzig, unter der Leitung des Komponisten, mit Joseph Joachim als Solist, dem das Werk auch gewidmet ist, handelt es sich dabei um das einzige Violinkonzert von Brahms, mit dem sich wieder einmal das Problem der Beethoven-Nachfolge stellte.
Verwandte Bezüge gibt es zu der am selben Ort, ein Jahr früher entstandenen 2. Symphonie op. 73 von Johannes Brahms. Doch nicht genug damit, in beiden Werken stehen alle Sätze in Dur. Die Grundtonart ist D-Dur, der langsame Satz der Symphonie greift zur kleinen Unterterz H-Dur aus, der des Violinkonzerts zur kleinen Oberterz F-Dur. Gestaltenreich ist der 1. Satz, Allegro non troppo. Einer „unendlichen Melodie“, wie Richard Wagner meinte, gleicht der 2. Satz, Adagio, der sich in „einem engen gedanklichen Rahmen bewegt“. Am meisten trägt der 3. Satz, Allegro giocoso, ma non troppo vivace, dem Anspruch solistischen Konzertierens Rechnung.
Dabei besonders, aber auch ganz allgemein, wurde die in Ludwigsburg geborene Ursula Schoch, die bei Sascha Gawriloff an der Kölner Musikhochschule studierte, 1990 bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen als Solistin debütierte und seit fünf Jahren Konzertmeisterin des Königlichen Concertgebouw-Orchesters Amsterdam ist, mit klangreinem, nuancenreichem, ebenso bewegtem wie präzis klarem und expressivem Spiel auf ihrer von Giovanni Battista Guadagnini im 18. Jahrhundert gebauten Violine gerecht. Als Zugabe zum Romantik-Orchesterkonzert spielte sie virtuos ein barockes Bach-Adagio.
Dieter Schnabel