· Originelles Programm unter dem Motto „Europäischer Frühling“
· Viel Beifall für Matinee der „MühlackerConcerto“- Reihe im Uhlandbau
Mühlacker. Die vom Wiener Walzertakt geprägten traditionellen Neujahrskonzerte sind verklungen, wenn Peter Wallinger und seine sueddeutsche kammersinfonie in der MühlackerConcerto-Reihe ihre Neujahrsgrüße überbringen. Wobei die musikalisch- literarische Sonntagsmatinee im Uhlandbau inzwischen zu einer schönen Tradition geworden ist – mit einem bunt-kreativ zusammengestellten Programm.
Diesmal gab es unter dem Motto „Europäischer Frühling“ Musikstücke und Texte aus allen Himmelsrichtungen Europas, aus England, Finnland, Italien und Ungarn. Für die eingängig fein artikulierten Rezitationen der Textbeiträge war Johann-Michael Schneider vom Reutlinger Theater „Die Tonne“ zuständig.
Einleitend sorgte der Sprecher mit Elias Canettis heiteren Anmerkungen zur erstaunlichen Verhaltensweise des Konzert-Publikums für Aufmerksamkeit – „die Menschen sitzen still da und reagieren auf das laute Treiben des Orchesters mit körperlichen Restbewegungen, dem Beifall“. Zu Benjamin Brittens „Boisterous Bourrée“ aus dessen „Simple Symphony“, die vom Kammerorchester rhythmisch markant mit tonalen Kanten und Haken interpretiert wurde, passte Wystan Hugh Audens eigenwilliger Text „Das Geheimnis ist endlich gelüftet“, genauso wie zum geheimnisvoll raunenden Saiten-Gezupfe des „Playful Pizzicato“ aus derselben Sinfonie der Kurzessay „Sag mir die Wahrheit über die Liebe“.
Für Völkerverständigung
Andere sinnfällig kombinierte Collagen aus Text und Musik waren dem Thema „Reisen“ gewidmet. Suvi Vaarlas Erzählung „Die Busfahrt“, die von einer irrwitzigen Reisebegegnung in einer einsamen Gegend Finnlands berichtet, kommentierten Wallinger und seine Streicher klangfarben- und facettenreich mit „Vier Spielmanns-Porträts“ von Pehr Henrik Nordgren. Zu Kindheitserinnerungen aus Elio Vittorinis „Gespräche in Sizilien“ musizierte das Kammerensemble Sätze aus Ottorino Respighis „Antiche Danze ed Arie“, zu Leseabschnitten aus „Ein Held seiner Zeit“ des Schriftstellers Dezsö Kosztolányi „Rumänische Volkstänze“ von Béla Bartók. Die Idee der Völkerverständigung, für die sich beide ungarische Künstler leidenschaftlich einsetzten, fand in diesem Konzertarrangement einen nachhaltigen Ausdruck. Die Zuhörer honorierten das überraschend „andere Neujahrskonzert“ mit reichlich Applaus.
Eckehard Uhlig