Klarinettist Sebastian Manz spielt mit der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ unter Peter Wallinger am Freitagabend im Kronenzentrum
Wäre Sebastian Manz im medialen Showbiz tätig, könnte man ihm das Prädikat des Entertainers zusprechen. Denn was er auf der Bühne tut, ist für das Publikum in hohem Maß unterhaltend. Die Reduzierung auf Unterhaltungskunst würde dem Klarinettisten aber keinesfalls gerecht – Manz ist ein Meister auf seinem Instrument. Sein Auftreten am Freitagabend im Bietigheim-Bissinger Kronenzentrum wirkte nicht aufgesetzt, übertrieben schwülstig oder exaltiert. Stattdessen hatte es den Anschein, dass Manz seine ungehaltene Spielfreude kaum zügeln mochte. Sein Auftritt lebte, war nicht steif oder abgenudelt. Manz, Jahrgang 1986, wirkte noch unverbraucht. Und das tat gut.
Manz spielt perfekt
Im Zentrum des Abends stand das Klarinettenkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Manz‘ perfektes Spiel wurde schnell zur Selbstverständlichkeit, bereits im ersten Satz neigte man dazu, dem Klarinettisten Unfehlbarkeit zu attestieren. Die wunderschönen kantablen Melodien im Adagio wurden bei Manz und der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ zu einem Sinnbild für Behaglichkeit. Das Orchester gab dem Klang hier viel Raum und Fülle, beherbergte den Zuhörer in einer endlosen Weite. Verlieren konnte sich der Zuhörer darin vielleicht schon, blieb aber vom weichen Klang der Klarinette geführt. Mozart griff mit diesem Satz tief in die Sentimentalitäten-Kiste. Wo Kitsch lauert, erschufen Sebastian Manz und die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ Harmonie.
Klassische Verspieltheit
Mozart gab in seinem Klarinettenkonzert aber nicht nur einem Soft-Boy eine Plattform, sondern komponierte im dritten Satz eine Mucki-Bude der Klarinettenkunst. Im technisch anspruchsvollen Rondo kehrt mit flinken Läufen über einen großen Tonraum die klassische Verspieltheit zurück.
Je schwieriger es offenkundig wurde, desto mehr Spaß schien Sebastian Manz an seiner Arbeit zu haben. Er genoss seinen Auftritt. Frei wirkte das alles, auch weil er nicht an Noten klebte, sondern auswendig spielte. Deutlich erkennbar: Was so spontan und locker wirkte, war keineswegs Zufall. Manz gestaltete und phrasierte sehr bewusst.
Barocke Einflüsse als Verbindung
Gerahmt wurde das Klarinettenkonzert durch Joseph Haydns sechste Sinfonie in D-Dur mit dem Beinamen „Le Matin“ und der „Pulcinella“, einer Suite für Orchester von Igor Strawinsky. Barocke Einflüsse fungierten gewissermaßen als verbindendes Element: Haydns frühe Sinfonie weist durch fugenartige und konzertierende Elemente deutliche Bezüge zur barocken Praxis auf und Strawinskys „Pulcinella-Suite“ ist ein Remix von Triosonaten und Arien des barocken Komponisten Giovanni Battista Pergolesi. Polyrhythmik und Stimm-Einsätze an vermeintlich falschen Stellen bergen hier Herausforderungen für Orchestermusiker.
Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ schien damit mehr ihre Freude zu haben. Komödiantisches blitzte am Freitagabend indes auch immer wieder auf. Gerade im Vivo der „Pulcinella-Suite“ interagierten Posaune und Kontrabass in einem grotesken Duett und auch bei der Zugabe – zwei kurzen Stücken für Klarinette solo von Igor Strawinsky – wurde es komisch. Man solle an einen Hirten denken, der zu seinen Schafen spielt. Anschließend solle man sich ein Spiel zwischen einem Kater und Vögeln vorstellen, erklärte Manz.
Sandra Bildmann