Mühlacker. Es war ein Abend mit „konzertantem Bühnenzauber“. Schon die Eröffnungsmusik löste das ambitionierte Programm-Motto im nahezu ausverkauften Mühlacker Uhlandbau ein. Denn die von Peter Wallinger geleitete „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ präsentierte kein verzopftes Frühwerk von Joseph Haydn – sondern dessen sechste Sinfonie „Le matin“ (der Morgen) als charaktervolles, farbenfrohes Klanggemälde.
Zu Beginn seiner Kapellmeistertätigkeit auf Schloss Esterházy in Eisenstadt hatte Haydn ein kleines, aber feines Orchester vorgefunden, in dem exzellente Instrumentalsolisten saßen. Für sie hat er die Sinfonie geschrieben – also auch eine passende Komposition für Wallingers Kammersinfonie. Im Crescendo der kurzen Adagio-Einleitung malte das Ensemble einen prächtigen Sonnenaufgang, um dann in den Folgesätzen mit melodiegesättigten Soli von Violine, Kontrabass, Flöte und Fagott zu brillieren, die jeweils aus den Tutti-Gruppen hervortraten.
Mozart als Höhepunkt
Der Konzerthöhepunkt freilich war einem Großmeister vorbehalten – dem Klarinettisten Sebastian Manz, der den renommierten ARD-Wettbewerb mit einem ersten Preis gewonnen hatte und mehrfach von „ECHO-Klassik“ ausgezeichnet wurde. Entsprechend sensationell interpretierte der Solist – von der Kammersinfonie geradezu hingebungsvoll umrahmt und begleitet – Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinetten-Konzert. Selten hörte man die Bassettklarinette so entspannt und frisch, in allen verschiedenartigen Registern ihres großen Klangumfangs mit so intensiv leuchtender Ausdruckskraft, mit solch spielerischer Beweglichkeit. Geradezu lebenslustige Musikfreude prägte die beiden „Allegro“-Ecksätze mit den munter servierten, in sonore Tiefen ab- und helle Höhen aufsteigenden Achtel-Skalen. Und die auf einem Atem getragenen Melodiebögen des berühmten „Adagio“-Mittelsatzes entfalteten einen sehnsüchtigen, oft hauchig zarten Sologesang von großartiger Klangschönheit.
Der jubelnde Applaus des Publikums wurde von Manz mit zwei der „Drei Stücke für Klarinette“ von Igor Strawinsky belohnt – auch eine sinnfällige Überleitung zum letzten Teil des Konzerts, der ein ganz anderes Klang-Tableau offerierte. Mit Strawinskys Orchestersuite „Pulcinella“ lieferten Wallinger und sein Orchester ein musikantisches Feuerwerk ab, das mit seinen bunten Pointen in der rasanten „Tarantella“ und komödiantischen Schleifern von Posaune und Bass im „Vivo“ ein heiteres Abbild der ränkereichen Commedia-dell’arte-Figur nachzeichnete.
Eckehard Uhlig