Murr – Mit innovativen und anregenden Konzert-Programmen hat sich Peter Wallinger, der Dirigent und Gründer der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim, in den vergangenen 30 Jahren einen guten Namen geschaffen und bei den Neujahrskonzerten in Murr immer wieder gefestigt.
Mit „Zauber der Natur“ war das 24. Murrer Neujahrskonzert betitelt, das die Besucher wieder mit jubelndem Beifall quittiert haben. Der Idee, neue Musik vertrauter und vertraute Musik neu erlebbar zu machen, ist das Bietigheimer Ensemble in den 33 Jahren seines Bestehens treu geblieben und hat mit dem Neujahrskonzert 2018 einmal mehr aufgezeigt, wie Musik und Sprache dazu beitragen können, die Welt etwas aufzuhellen.
Das Publikum zeigte sich begeistert und ließ sich gefangen nehmen vom Klangzauber der Musik und von der stillen Wucht poesievoller Kunst der Worte namhafter Dichter wie Henrik Ibsen oder Rainer Maria Rilke. Ob „nordische Weisen“ von Edvard Grieg oder „Chrysanthemen“ von Giacomo Puccini, ob Claude Debussy oder Peter Tschaikowskys „Jahreszeiten“ – es war absolut seelenvolle Musik, von der sich die Zuhörer ergreifen ließen.
Für zwei absolute musikalische Höhepunkte sorgten die Solistinnen Anne-Sophie Bertrand (Harfe) und die Konzertmeisterin Sachiko Kobayashi (Violine). Schon einmal hat die französisch-amerikanische Harfenistin vor gut fünf Jahren bei einem Konzert in Murr gastiert. Ihre reiche Erfahrung aus großen Konzertsälen der Welt ist unüberhörbar. Dass ihr der Titel „Associate“ von der Royal Academy of Music verliehen wurde – wer möchte das bei ihrem Umgang mit dem königlichen Instrument bestreiten. Dass sie Debussy zu interpretieren weiß – ihr Solo „Jardins sous la pluie“ lässt keine Zweifel offen.
So wurde „der Winter“ aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ noch selten interpretiert – so delikat und glasklar, einfach fantastisch. Die Kälte war zu spüren, das träumerische Largo „am Kamin“ zu fühlen, die „Schritte auf dem Eis“ und die streitenden Winde im Allegro-Satz deutlich auszumachen. Besser kann man die Meisterklasse der Interpretation kaum zum Ausdruck bringen. Dirigent, Orchester und Solistin waren einfach grandios – der Beifall verdient.
Was die einzelnen Instrumentalsolisten unter der Leitung von Peter Wallinger an Musizierkunst geleistet haben, verdient höchste Anerkennung. Und so ganz nebenbei vermochte der Wortakrobat Frank Albrecht mit seinen Rezitationen die musikalisch großartigen Darbietungen mit seinen Vers-Jonglagen noch zu verzieren. Wie er „gefrorne Tränen“ oder von der Vrings „Nachtkonzert“ und „Finkengezwitscher beim Aufbrechen der Knospen“ vermittelte – Hut ab!
Der Kulturprisma-Chef Matthias Bader kann mit dem Auftakt seiner Veranstaltungsreihe zufrieden sein. Die Konzertbesucher jedenfalls waren es, wie der Beifall erkennen ließ.
Helmut Schwarz