Mühlacker. Mit dunklem Kolorit malte und gestaltete das Orchester die fantastische Klanglandschaft. Jean Sibelius’ Stück „Der Schwan von Tuonela“ (op. 22, Nr. 2), eine an das Totenreich aus dem finnischen Nationalepos „Kalevala“ erinnernde Tondichtung, setzte mit nebulösem Piano ein, um sich dann in breit ausgezogenen Bögen mit schwerblütiger Poesie zu entfalten. Da leuchteten Cello und Englischhorn, da flirrten die Geigen im Tremolo – musikalische Verläufe, den weiten finnischen Seen und dem Flug des mythischen Schwans nachempfunden.
Mit großer Empathie
Sibelius erlebt, gerade auch in der Pforzheimer Region, eine Renaissance, nachdem der Komponist wegen seiner Glorifizierung im „Dritten Reich“ lange gemieden wurde. Und Peter Wallingers sueddeutsche kammersinfonie bietigheim, die das Werk bei ihrem „Frühjahrskonzert“ im ausverkauften Mühlacker Uhlandbau mit großer Empathie aufführte, hat einen gewichtigen Anteil daran.
Danach kontrastierte die Kammersinfonie unter Wallingers Leitung das düstere Sibelius-Gemälde mit Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart in lichthellem C-Dur. Verena Guthy-Homolka (Flöte) und Anne-Sophie Bertrand (Harfe) begeisterten mit Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester (KV 299), das zu Recht als eines der schönsten Solokonzerte des Wiener Klassikers gilt. Der einführende „Allegro“-Satz, in dem beide Soloinstrumente in parallelem und alternierendem Spiel dominierten, erfreute mit reichen musikantischen Einfällen.
Wunderschön dann das „Andantino“ mit melodienseligem Gesang der Flöte, vom Saiten-Geglitzer der Harfe umzirpt und von zarten Orchester-Einwürfen begleitet. Im abschließenden „Rondo. Allegro“ zeichneten sich die Solistinnen auch durch originelle Kadenzen aus. Ihre Zugabe, ein Stück aus Astor Piazzollas „Café 1930“, bestätigte ihr hohes künstlerisches Niveau.
Festliche Tanzeslust
Nach der Pause interpretierten Wallinger und sein Ensemble Mozarts „Linzer Sinfonie“ (KV 425). Das vielgestaltige und abwechslungsreiche sinfonische Werk wurde in mitreißender Frische geboten, wobei sowohl die sinnlich zelebrierten Momente (in der „Adagio“-Einleitung) und die festliche Tanzeslust (im „Menuett“) als auch der furios-temperamentvolle Jubelton (im finalen „Presto“) voll zur Geltung kamen. Mit solcher Musik kann der Frühling Einzug halten.
Eckehard Uhlig