Elisabeth Brauß brilliert mit der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim


Müheloses und schlankes Spiel: Die Pianistin Elisabeth Brauß.
Foto: Alfred Drossel

BIETIGHEIM-BISSINGEN. „Italianità“ hieß der rote Faden im Programm der diesjährigen Adventskonzerte der Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim (SKB). Obwohl Rossini als einziger italienischer Komponist den Spielplan zierte, gelten sowohl Mozarts 21. Klavierkonzert als auch Schuberts 3. Sinfonie, die Peter Wallinger in Kombination dazu ausgewählt hatte, ebenfalls als von den milden Lüften des Südens angewehte Kompositionen. Und tatsächlich bot der Samstagabend im Kronensaal – das Konzert wurde tags darauf im Uhlandbau in Mühlacker wiederholt – ein nahezu vollkommen ungetrübtes Hörvergnügen, voller Leichtigkeit und Lebensfreude.

Hörvergnügen, voller Leichtigkeit und Lebensfreude. Maßgeblichen Anteil daran hatte die junge Pianistin Elisabeth Brauß, die als Solistin Mozarts Klavierkonzert in C-Dur (KV 467) zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ. Faszinierend, mit welcher Unbeschwertheit die 24- Jährige das in der langen Einleitung dreifach vorgestellte orchestrale Hauptthema im Kopfsatz des Konzerts aufnahm, das den von Mozart in den beiden vorangegangenen Werken dieser Gattung entwickelten Typus des sinfonischen Klavierkonzerts im Jahr 1785 weiter ausformulierte. Hochvirtuos, aber gänzlich frei von überschwänglicher Emphase, vielmehr von einer dahin fließenden Empfindsamkeit geprägt, in feinsten klanglichen Nuancen die sensible Balance haltend, wie sie sich in der folgenden Soloexposition und der zentralen Durchführung vom Orchester emanzipierte. Makellos die Darbietung auch im Andante, das als Filmmusik in „Elvira Madigan“ (1967) große Popularität erlangte und diesem Klavierkonzert den gleichlautenden Beinamen eintrug. Fulminant schließlich das Finalrondo des Allegro vivace – ungemein mühelo und schlank präsentierte Brauß die die Drehungen und Wendungen des Ritornells. Auch hier glänzte sie mit einer eigenen Kadenz. Kein Zweifel: Mozarts empfindliche Musik ist bei Brauß in besten Händen.

Ebenso exzellent die orchestrale Einbettung durch Wallinger und die SKB. Hier stimmte die Chemie. Besser bekommt man das auch in größeren Sälen größerer Städte nicht zu Gehör. Für den euphorischen Applaus und zahlreiche Bravorufe bedankte sich die wunderbare Interpretin mit einer tonal passenden c-Moll-Sonate von Scarlatti. Bereits zuvor hatte Wallinger mit der in 36-köp-figer Besetzung angetretenen, von Konzertmeisterin Sachiko Kobayashi angeführten und erneut vor allem im Register der Violinen deutlich verjüngten SKB die Beredtheit der Opernmusik in Rossinis Ouvertüre zu dessen 1812 uraufgeführter einaktiger Farce „La scala di seta“ bravourös auf den Punkt gebracht.

Beeindruckend auch die differenzierte Gestaltung der vier Sätze in Schubert Sinfonie Nr. 3 in D-Dur (D 200) von 1815, in der Wallinger minuziös die Kontraste der Binnendynamik herausarbeitete, gleichzeitig aber auch die Spannkraft der rhythmischen Impulse nicht vernachlässigte. Gerade die temperamentvolle Tarantella im Finale ist dafür verantwortlich, dass diese Sinfonie auch als „Die Italienische“ bekannt wurde. Neben dem Trainer, Pardon: Dirigenten, war hier ganz klar das Team, sprich das Ensemble, der Star, Spieler des Spiels, um im Bild zu bleiben, war, wie bereits bei Rossini: Solo-Oboist Michele Batuni.

Harry Schmidt

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