Peter Wallingers Kammersinfonie und Maria Rebekka Stöhr mit Mahlers „Rückert-Liedern“
Mühlacker. Die Orchester-Lieder Gustav Mahlers bleiben ein Geheimnis an Traum und Entrücktheit, ein romantischer Gang nach Innen. Beim Konzert mit Peter Wallingers sueddeutscher kammersinfonie bietigheim im Mühlacker Uhlandbau, das als „Gedenkkonzert zum 100. Jubiläum“ des Hauses konzipiert worden war und – wieder einmal wegen Corona – nur als Videoaufzeichnung stattfinden konnte, erlebte eine begrenzte Besucherzahl Mahler und seine Rückert-Lieder in intensiven Musik-Momenten.
Was der Dichter Friedrich Rückert in und mit seinen gefühligen Versen empfunden haben mag, verwandelten die Mühlacker Interpreten, das von Wallinger geleitete Orchester und die Mezzosopranistin Maria Rebekka Stöhr in verzaubernde Liedmusik. Mit gewissermaßen verschleierter Stimme tastete sich die Sängerin in die intimen lyrischen Texte und magischen Wort-Ton-Verbindungen hinein. Das Instrumental-Ensemble versuchte mit sorgfältiger Phrasierung und klangvoller Orchestersprache, zum Kern jeden Liedes vorzudringen, und trug zur Ausdrucksvertiefung bei.
Unerhört zart, gleichsam schwerelos luftig und fast ein wenig zaghaft interpretierte Stöhr mit ihrem klangschön verhangenen Timbre das Lied „Ich atmet‘ einen linden Duft!“, indem sie die Tonschleifen über gedämpften Violinen mit fein gezeichneten Bögen zelebrierte.
In der intim-dunklen Liedkomposition „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ ergänzten wunderschöne Melodielinien solistisch eingesetzter Instrumente – vor allem das Englischhorn und silbrig glitzernder Harfen-Rausch – den Gesang. Der erinnerte „besinnlich sinnend“ an Kundrys Geisterstimme in Richard Wagners „Parsifal“. Ergreifend wirkte das – von Mahler für seine Frau Alma komponierte – Liebeslied „Liebst du um Schönheit“, dessen betonte Schlusszeile „Dich lieb‘ ich immerdar“ die Mezzosopranistin in lyrischem Melos ausschwingen ließ.
Kompositionen aus dem Repertoire populärer Klassik umrahmten die Mahler-Lieder. Selten hört man die Ouvertüre zu Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ so schwungvoll wiedergegeben, wie an diesem Abend. Die Kammersinfonie spielte nicht wie sonst auf der Uhlandbau-Bühne, sondern im Publikums-Saal, der mehr Platz für die in Abständen platzierten Instrumentalisten und die Videoaufnahmetechnik bot, aber auch akustisch eine voluminöse Klangentfaltung unterstützte. Die abschließend musizierten Kompositionen von Mendelssohn Bartholdy, Stücke aus seinem „Sommernachtstraum“, bestätigten diesen Eindruck.
Das knapp einstündige Konzert wird ab 4. Dezember im Internet auf www.sueddeutsche-kammersinfonie.de oder auf www.muehlacker-klassik.de/muehlacker-concerto zu sehen sein.
Autor: Eckehard Uhlig