Die jüngste Matinee der Reihe „Musikalischer Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche ist vor allem skandinavischen Komponisten gewidmet.
LIENZINGEN. In der Klassikreihe „Musikalischer Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche führten die Musiker der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim die Zuhörer auf einer musikalischen Reise in den hohen Norden. Die Reiseroute kam beim Publikum bestens an. Als Solistin gastierte die Geigerin Ursula Schoch, Konzertmeisterin des Concertgebouw Orchesters Amsterdam, bestens bekannt in der heimischen Musikszene und ebenso auf internationalen Bühnen zu Hause.
Einziger nicht skandinavischer Komponist im Programm war der deutsche Max Bruch (1838-1920). Das bekannteste Werk des gebürtigen Kölners ist sein Violinkonzert Nr. 1, und ein erster Gedankensprung ging da fast zwangsläufig hin zur Violin-Solistin. Doch Schoch musste noch nicht den Bogen spannen. Zum Auftakt erklang nicht dieses Konzert von Bruch, sondern seine „Serenade nach schwedischen Volksmelodien“, ein Spätwerk von ihm. Die fünf Sätze entsprechen der traditionellen Serenadenform mit einem Marsch zu Beginn und am Schluss, eingebettet darin ein Andante, Allegro und Andante sostenuto. Einfache, schlichte Melodien von Volksliedern hatte Bruch adaptiert, klar und transparent nun vom Orchester zum Klingen gebracht. Am Pult stand Simon Wallinger und gestaltete mit lebhaftem Dirigat einen bravourösen Auftakt dieser Matinee.
In den nachfolgenden zwei Humoresken op. 89 des norwegischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957) für Sologeige und Orchester konnte nun Ursula Schoch ihr breitgefächertes Können zu Gehör bringen. Sie brillierte in den beiden Sätzen Alla Gavotta und einem Andantino wie auch bei ihrem zweiten Auftritt mit ihrer Interpretation der Romanze G-Dur op. 26 von Johan Svendsen (1840 -1911). Es dirigierte nun der Gründer der Kammersinfonie, Peter Wallinger, der die Solistin schon seit ihrer Schulzeit gefördert hat. Einfühlsam, aber auch selbstbewusst, begleitete das Orchester die Solistin, ließ ihr aber genügend Raum, sich voll zu entfalten. Ihre orchestrale Souveränität brachten die Musiker auch in einem zweiten Werk von Svendsen, „Zwei Isländische Melodien, op. 30“ überschrieben, zum Ausdruck.
Mit Arvo Pärt (geb. 1935), einem estnischen Komponisten, der als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten Neuer Musik gilt, wechselte die bisher heitere, unbeschwerte Tonlage auf eine andere Ebene mit Hingabe und beeindruckender Sensibilität um, getragen von der behutsamen Begleitung des Orchesters. Gewidmet hat Pärt dieses Werk Papst Benedikt XVI. und es zu dessen 60. Jubiläum der Priesterweihe ihm selbst vorgetragen. Chihiro Saito stimmt als Solo-Cellistin das „Vater unser“ von Pärt an. Tiefe Stille herrschte im Kirchenraum. Ergriffenheit spiegelte sich in Gesichtern vieler Zuhörer, die tief berührt den bittenden Klangphasen lauschten und vielleicht auch in Gedanken den Text mit der gehörten Melodie verbanden. Das nicht einfache Thema setzte Saito mit Hingabe und beeindruckender Sensibilität um, getragen von der behutsamen Begleitung des Orchesters. Gewidmet hat Pärt dieses Werk Papst Benedikt XVI. und es zu dessen 60. Jubiläum der Priesterweihe ihm selbst vorgetragen.
Einer durfte in dem Konzertreigen selbstverständlich nicht fehlen, nämlich der bekannteste skandinavische Komponist, Edvard Grieg (1843-1907). Mit einer farbenprächtigen Wiedergabe der Suite für Streichorchester op. 40 „Aus Holberg’s Zeit“, in allen spielbaren Nuancen ausgeführt, setzten Peter Wallinger und seine Musiker noch einen Glanzpunkt auf das ohnehin schon hoch anspruchsvolle Musizieren. Festliche Stimmung verbreitete das Präludium, tänzerisch heiter die Sarabande, die zum Träumen verleiten könnte, aber schnell machte die rustikal anmutende Musette wieder munter. Doch dann eine andachtsvolle Air, einem Gebet gleich, das zum Innehalten zwang. Aber nur so lange, bis ein Rigaudon, ein schneller Tanz, einen fulminanten Schlusspunkt setzte. Grieg umriss mit seiner Musik das Lebenswerk von Ludvig Holberg, der, 1684 in Bergen geboren, als Philosoph, Dichter und Humorist zu seiner Zeit Marksteine setzte und Zeitläufe prägte.
Autorin: Eva Filitz