Das Adventskonzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim im Mühlacker Uhlandbau beschert Musikliebhabern ein Wiedersehen mit dem Ausnahme-Klarinettisten Sebastian Manz. Berühmte Mozart-Melodie und andere Werke begeistern das Publikum.
Mühlacker. Nur wenige Werke der Kunstmusik haben eine derartige Berühmtheit erlangt wie Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622. Um den 8. Oktober 1791 herum, kurz vor seinem frühen Tod, vollendete der geniale Österreicher diese durch und durch inspirierte Musik. Auf dem Programm des beliebten und sehr gut besuchten Adventskonzerts in der Reihe „Mühlacker Concerto“ stand neben Mozart ein Satz aus der Kammersinfonie Nr. 2 op. 147 von Mieczyslaw Weinberg sowie die jugendlich-frische Sinfonie Nr. 81 in G-Dur von Mozarts Vorbild, Gönner und engem Freund Joseph Haydn.
Freunde anspruchsvoller und interessanter Konzertprogramme freuen sich schon jetzt auf das Neujahrskonzert am 15. Januar im Uhlandbau. Seit einigen Jahren können die Besucherinnen und Besucher der Konzerte von Peter Wallinger beobachten, wie dieser seinen Sohn Simon, der inzwischen selbst zu einem hoch qualifizierten und versierten Musiker herangereift ist, zu seinem Stellvertreter (und irgendwann vielleicht Nachfolger?) aufbaut. So war es beim Konzert am zweiten Adventssonntag nur folgerichtig, dass der Kontrabassist, Pianist, Cembalist und Dirigent Simon Wallinger am Ende die Haydn-Sinfonie dirigierte.
Zu Beginn erklang also das vielleicht bekannteste Klarinettenkonzert der Konzertliteratur. Sebastian Manz bewältigte das dreisätzige Werk mit spielerischer Leichtigkeit und einer bis ins Letzte ausgereiften Technik. Der erste Satz begann schnell und mit einem dynamisch fein ausdifferenzierten Wechselspiel zwischen den Solo- und Tuttipassagen. Keine Details gingen verloren, auch in den gefürchteten Zweiunddreißigstel-Passagen nicht, und man konnte schöne Abstufungen der Dur- und Mollfarben genießen. Von unvergleichlicher Delikatesse und Anmut danach der zweite Satz Adagio. Nicht wenige Zuhörerinnen und Zuhörer mögen das Konzert besucht haben, nur um dieser unsterblichen, fast möchte man sagen: göttlich inspirierten, Musik zu lauschen. Zur weltweiten Bekanntheit dieser herrlichen Kantilenen dürfte zusätzlich beigetragen haben, dass in bekannten Kinofilmen – zum Beispiel „Jenseits von Afrika“ – genau diese Melodie mehrfach erscheint. Das abschließende Rondo Allegro, das noch immer einen Prüfstein für Soloklarinettisten darstellt, wurde virtuos wiedergegeben, mit logischem Formempfinden und in einem gewagt schnellen Tempo. Das Publikum war begeistert und ließ den Künstler nicht ohne Zugabe ziehen. Mit vier Solostreichern aus dem Orchester und Manz erklang das Adagio aus dem Klarinettenquintett KV 581, ebenfalls ein Spätwerk Mozarts.
Peter und Simon Wallinger möchten einen „projektübergreifenden Zyklus“ mit Werken des lange und völlig zu Unrecht vergessenen polnisch-jüdischen Komponisten Miesczyslaw Weinberg in Angriff nehmen. Als Einstimmung darauf spielte das Orchester gleich zweimal hintereinander einen Satz aus der 2. Kammersinfonie Weinbergs. Der Komponist, 1919 in Warschau geboren und 1996 in Moskau gestorben, hinterließ ein Mammutwerk, das es neu zu entdecken gilt. Der musikantische, rhythmisch-expressive Satz Moderato, der unmittelbar an die Klangsprache Schostakowitschs erinnerte, machte neugierig.
Als Finale erklang schließlich die Sinfonie Nr. 81 in G-Dur des fürstlichen Hofkapellmeisters zu Eisenstadt und Esterházy Joseph Haydn, ein frisches viersätziges Opus, das nicht geizt mit raffinierten, innovativen und virtuosen Impulsen für seine großen Nachfolger Mozart und Beethoven.
Die Süddeutsche Kammersinfonie war am Sonntag in bester Spiellaune, agierte hochkonzentriert und folgte jedem kleinen Hinweis des Taktstockes. Beim Dirigat des Wallinger-Sohnes fielen schlagtechnische Details auf, die dieser vom Vater übernommen haben dürfte. Ob Simon Wallinger auch beim Neujahrskonzert dirigieren wird?
Autor: Dr. Dietmar Bastian