Beim Adventskonzert im Uhlandbau Mühlacker sind die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim und das Ausnahmetalent Sebastian Manz zu hören.
MÜHLACKER. Schöner hätte für Musikfreunde ein Adventssonntag nicht enden können. Im Rahmen ihrer MühlackerConcerto-Reihe musizierte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim unter Leitung von Peter und Simon Wallinger im Uhlandlandbau mit einem erlesenen Programm.
Peter Wallinger, der vor 38 Jahren die Kammersinfonie gegründet hat, stand am Pult und stimmte seine Musiker auf Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Klarinettenkonzert ein. Schon die ersten Takte versprachen ein wunderbares Konzerterlebnis in einem virtuosen Zusammenspiel mit dem Stargast des Abends, dem Klarinettisten Sebastian Manz. Ihm, dem Ausnahmetalent an der Klarinette, wurde die Musik gewissermaßen in die Wiege gelegt. Beide Eltern sind Pianisten. Sein Großvater, der international gefeierte russische Geiger Boris Goldstein (1922-1987), sorgte schon als Zehnjähriger für Furore, als er, begleitet vom Moskauer Rundfunkorchester, mit Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert im Radio zu hören war. Sein Enkel Sebastian, 1986 in Hannover geboren, war sieben, als er seine Liebe zur Klarinette entdeckte, mit elf begann er als Jungstudent an der Musikhochschule Lübeck zu studieren. Unter bedeutenden Lehrkräften, die sein Talent förderten, war auch die bekannte Klarinettistin Sabine Meyer.
Ein Markstein auf seinem Weg in den Olymp der Klarinettisten war 2008 sein Erfolg beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München. Er gewann neben dem seit 40 Jahren nicht mehr vergebenen 1. Preis in der Kategorie Klarinette auch den begehrten Publikumspreis sowie weitere Sonderpreise. Einige Monate zuvor hat er gemeinsam mit seinem Klavierpartner Martin Klett auch den Deutschen Musikwettbewerb gewonnen. 2011 erhielt er für seine Aufführung des Klarinettenkonzerts A-Dur KV 622 von Mozart den Echo-Klassik in der Kategorie „Nachwuchskünstler des Jahres“.
Und mit diesem Spätwerk des genialen Komponisten glänzte Manz. Mozart liebte den singenden Klang der Klarinette und der Solist wusste alle Facetten dieses Werkes zu erfassen und dessen unvergängliche Klänge den Zuhörern, ohne Übertreibung, ans Herz zu legen. Melodien erklangen, taktweise ergreifend schlicht, aber von unglaublicher Intensität und Ausdrucksstärke.
Mozart komponierte das Konzert etwa zwei Monate vor seinem Tod. Trotz seines jungen Alters war er zu einer fast erschütternden Erkenntnis gelangt: „… da der Tod der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, dass sein Bild allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes!“, ist in einem Brief vom 4. April 1787 an seinen schwer erkrankten Vater nachzulesen. Ist es diesem Empfinden zuzuschreiben, dass in vielen von Mozarts Spätwerken hintergründig eine sanfte Melancholie mitzuschweben scheint? Manz wusste mit seinem unvergleichlichen Spiel alle schicksalshaften Nuancen offenzulegen. Besonders seine Wiedergabe des Adagios mit den tief berührenden, weiten, stimmungsvollen Klangbögen konnte in Traumwelten entführen.
Für den schier überbordenden Beifall bedankte er sich mit einer überraschenden Zugabe. Im Nu bildete er mit vier Streichern aus dem Orchester ein Quintett, das mit dem Adagio aus Mozarts Klarinettenquintett KV 581 – ebenfalls ein Spätwerk, komponiert 1789 – die Zuhörer erneut mit klanglichem und melodischem Zauber beschenkte.
Nach der Pause hatte zunächst Simon Wallinger das Wort und bereitete das Publikum auf einen einschneidenden musikalischen Kontrast vor. Er stellte den nächsten Komponisten vor: Mieczyslaw Weinberg (1919- 1996), dessen Klangwelt eine ganz andere war als die von Mozart. Unter Leitung von Peter Wallinger war das Orchester auch diesem Wechsel gewachsen. Dessen abwechslungsreiche und pointierte Interpretation des „Moderato“ aus der Kammersinfonie Nr. 2, op. 147 bot ein teils befremdendes, aber dennoch auf hoher Ebene stehendes Klangerlebnis. „Es ist dies der Auftakt zu einem neuen Weinberg-Zyklus, den wir in nachfolgenden Konzerten fortsetzen“, hatte Simon Wallinger zuvor informiert.
Der Junior, erfahrener Kontrabassist, Cembalist und Pianist, hat sich nach seiner Ausbildung in Meisterkursen auch bereits als Dirigent Meriten erworben. Zum Abschluss des bis dahin so bereichernden Adventskonzertes leitete er die Kammersinfonie. Eine Rückkehr zu gewohnteren Klangfarben bot ihm die reizvolle Wiedergabe der Sinfonie Nr. 81 G-Dur von Joseph Haydn (1732-1809), ein Werk, dessen Interpretation durchaus eine Herausforderung ist. Ungewöhnlich schon die Einleitung mit wuchtigem Forte, dem zunächst nur einige Takte Cellobässe wie getrommelt folgen, ehe das Orchester dann, noch immer von Beginn an mit hoher Spielfreude und stets konzentriert und aufmerksam seinem jungen Dirigenten folgte, der nun mit prächtiger Klangfülle den Schlusspunkt setzte. Mit strahlenden Gesichtern applaudierte und dankte ein rundum begeistertes Publikum für diesen beglückenden Konzertabend.
Autorin: Eva Filitz