Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim überzeugt in Mühlacker beim Neujahrskonzert
Erneut ist Mühlackers Uhlandbau ‚Treffpunkt zahlreicher Musikfreunde gewesen, die sich das Neujahrskonzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim nicht entgehen lassen wollten. Am Pult stand, nunmehr seit 39 Jahren, der Gründer dieses Orchesters, das nach fast vier Jahrzehnten für sich in Anspruch nimmt, eine besondere Art des Musizierens und Konzentrierens verinnerlicht zu haben. Musiker und Musikerinnen beeindrucken einerseits als Projektorchester durch ihr professionelles Auftreten und werkgerechte Interpretationen. Doch darüber hinaus erfreuen sie ihr Publikum immer wieder durch ihr herzerfrischendes Spiel, das sie mit so viel Freude zelebrieren, dass der Funke schnell in die Zuhörerreihen überspringt.
„… es wird einmal“ war das Programmmotto. Vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart hatte Wallinger Werke verschiedenster Genres ausgewählt und so eine höchst abwechslungsreiche Konzertstunde gestaltet. Mit vier Sätzen aus Monteverdis ,,Orfeo“ und fünf aus Henry Purcells ,,The Fairy-Queen“ gelang dem Orchester ein klangprächtiger Auftakt. Doch einer redete dazwischen: Schauspieler und Theatermusiker Johann-Michael Schneider sorgte für verbalen Schmuck und rezitierte zwischen den einzelnen Auftritten stimmige Texte von Tagore, Shakespeare, Rilke und Morgenstern. ,,Alle Texte handeln von der Natur und dem Menschen in der Natur und seinem Erleben darin, ist er doch selbst ein Stück Natur“, sagte er. Besinnliche und nachdenklich stimmende Verse trug er vor, aber auch Heiteres, über das geschmunzelt und gelacht wurde.
Die Auftritte von Countertenor Nils Wanderer und Cellist Arthur Cambreling markierten zwei Höhepunkte in dem knapp zweistündigen Konzert. Wanderer brillierte mit seiner Interpretation ,,So- vente il Sole“ aus Vivaldis (1678—1741) Oper ,,Andromeda liberata“ und mit der Arie ,,When I Am Laid In Earth“ aus Purcells ,,Dido und Eneas“.
Die Zuhörer lauschten ergriffen. Besonders das fast schwermütige ,,When I am Laid In Earth“ ging unter die Haut und gar Gänsehautfeeling bescherte Wanderer mit seiner ,,Seelenarie ,,Lascia chi’io planga“ aus Händels Rinaldo. Als begehrter Countertenor ist er auf vielen Bühnen der Welt zu Hause. ,,Meine Heimat aber wird immer hier in Württemberg sein“ , sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. Und noch etwas verriet er von seinen Zukunftsplänen. Neben seinen Tätigkeiten als Opernsänger, Schauspieler, Choreograph und Regisseur werde er ein eigenes Festival ,,Wanderer zwischen den Welten“ gründen. Seine Fans dürfen also gespannt sein.
Großen Beifall erhielt auch Arthur Cambreling, der mit der Wiedergabe von Haydns Violoncello-Konzert C-Dur sein Instrument singen ließ. Mit viel Vehemenz und Furore sprang der Bogen über die Saiten, aber gleichzeitig ließ er auch mit viel Herzblut und tiefem Empfinden, wie sein lebhaftes Mienenspiel verriet, Klangbogen lebendig werden.
Mit sechs ,,Rumänischen Tänzen“ von Bartók (1881—1945), feinsinnig intoniert, still in sich gekehrt oder mit so viel Elan, dass Stillsitzen schwerfiel, verabschiedete sich die Kammersinfonie und Dirigent Wallinger. Das Publikum feierte alle Akteure mit kaum enden wollendem jubelndem Beifall und dankte so für dieses Konzert.
Autorin: Eva Filiz