Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim spielt „Sommerliche Serenaden“
BIETIGKEIM·BISSINGEN. Es ist ein geradezu idealtypisches Peter Wallinger-Programm, das am Wochenende bei den beiden Konzerten der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim (SKB) auf dem Spielplan steht: Antonio Vivaldis 1725 publizierte „Die vier Jahreszeiten“ sind mit das populärste, was sich in der Barockmusik finden lässt, weit über den Kreis der dezidierten Klassikhörerschaft hinaus geläufiges Repertoire. Demgegenüber müssen Ottorino Respighis „Antiche Danze ed Arie“ (1931) und Nino Rotas „Concerto per Archi“ (2007) in diesem Kontext als vergleichsweise unbekannte (Gegen-)Stücke angesprochen werden – tendenziell unterschätze Preziosen, deren (Wieder-)Entdeckung überreich belohnt wird.
Die „Sommerliche Serenade“ ist einer der fünf Fixbausteine im Konzertkalenderjahr der SKB, traditionell wird das Programm zweimal aufgeführt: Am Samstag als Open-Air im Schlosshof in Sachsenheim (bei schlechter Witterung in der Mensa des Lichtenstern-Gymnasiums), tags darauf dann beim „Musikalischen Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche. „All’Italiana“ überschrieben, ist der rote Faden ltalianita mühelos erkennbar. Ausgangspunkt war der ausgesprochen positive Eindruck, den die junge italienische Geigerin Rebecca Raimondi bei ihrem SKB-Debüt als Konzertmeisterin bei den Neujahrskonzerten des Ensembles hinterlassen hat: „Daraufhin hab ich gesagt: Gut, wir machen mal ein Programm, das ganz auf Rebecca zugeschnitten ist“, erklärt Peter Wallinger die Genese des diesjährigen Serenadenkonzerts. Dementsprechend wird die 1996 in Rom geborenen Raimondi nun als Solistin in zwei der vier Violinkonzerten zu hören sein – Wallinger beschränkt sich hier auf „Der Frühling“ (Op. 8 Nr. 1, RV 269) und „Der Sommer“ (Op. 8 Nr. 2, RV 315): „an dieser Nahtstelle bewegen wir uns ja gerade“ -, während Swantje Asche-Tauscher ihren Platz als Konzertmeisterin einnimmt, bei Respighi und Rota teilen sie sich das erste Pult, wobei Raimondi dann wieder Stimmführerin der 1. Violinen ist.
Der Kontakt zu Raimondi kam über Peter Wallingers Sohn Simon zustande, der wie Raimondi an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt studierte, an der die Italienerin heute auch einem Lehrauftrag für Barockvioline nachkommt. Simon Wallinger, der mit Raimondi auch als künstlerisches Leitungsduo der „Lienzingen Akademie“ fungiert und zuletzt beim Frühjahrskonzert der SKB am Pult stand, wird nun wieder am Kontrabass in den Reihen des Ensembles zu finden sein. Eine weitere Klammer im Programm ist das neoklassizistische Motiv des Rückbezugs: Sowohl Respighis „Antiche Danze ed Arie“ als auch Rotas „Concerto per Archi“ sind in Anlehnung an „antike Vorbilder“ (Wallinger) entstanden: „Beide schauen zurück und kleiden Alte Musik neu ein – bei aller Unterschiedlichkeit: Respighi mehr spätromantisch-impressionistisch, Rota sehr rhythmisch-kraftvoll.“ Für den Vivaldi hätte sie gern das 1732 in Neapel gebaute lnstrument von Gennaro Gagliano eingesetzt, das eine Stiftung ihr zur Verfügung stellt, sagt die auf historische Aufführungspraxis spezialisierte Violinistin, doch Darmsaiten in einem Open-Air-Konzert seien eine wenig vorteilhafte Kombination. Entscheidender für den „Barockklang“ ist ohnehin der Bogen, weiß Raimondi und betont, dass es bei aller Bildlichkeit dieser Programmmusik darauf ankomme, die „zweite Ebene„ der „Idee dahinter“ mitzugestalten.
INFO: Die Konzerte finden am Samstag, 24. Juni. um 19.30 Uhr im Schlosshof Sachsenheim, am Sonntag, 25. Juni um 11:00 Uhr in der Frauenkirche in Lienzingen statt. Weitere Infos gibt es unter www.sueddeutsche-kammersinfonie.de.
Autor: Harry Schmidt