Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim und das Trio Vivente spielten ihr Frühjahrskonzert im Kronenzentrum.

Was vor 40 Jahren als kleines Studentenorchester begann, hat sich längst zu einem qualitativ hochwertigen Bestandteil der Kultur Baden-Württembergs entwickelt: Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim spielte am Wochenende ihr Frühjahrskonzert zum Stadtjubiläum 2025 im Kronenzentrum und die zusätzlich eingeladenen Solistinnen des renommierten Trio Vivente sorgten ebenso wie die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim für begeisterten Applaus im Publikum.
Bei Konzertbeginn waren die Plätze im großen Saal des Kronenzentrums leider nur zu gut einem Drittel besetzt. Im Foyer wurde vorab schon gemunkelt, dass aufgrund des sonnig warmen Wetters die Leute wohl lieber ihren Grill angeworfen hätten, als sich dem musikalischen Genuss hinzugeben: „Die verpassen wirklich etwas“, konnte man die mahnende Stimme einer Dame vernehmen und sie sollte Recht behalten. Das obligatorische Einstimmen auf der Bühne ging sehr schnell vonstatten. Schon betrat der Dirigent und Künstlerische Leiter der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim Peter Wallinger sein Pult. Mit gebührendem Applaus wurde er begrüßt und hob alsdann seinen Taktstock.
Augenblicklich wurde es volkstümlich auf der Bühne, denn bis zur Pause standen die Werke dreier Zeitgenossen auf dem Programm: Edvard Grieg, Alexander Borodin und Antonin Dvorák. Sie alle lebten im 19. Jahrhundert, der musikalischen Epoche der Romantik mit ihrer erweiterten Harmonik, überraschenden Akkordverbindungen, einer Dynamik mit feinsten Abstufungen und dem immer wiederkehrenden Merkmal der Tonmalerei. Und sie alle drei verwoben gern die Volksmusik ihrer Länder in ihren Kompositionen.
Ein rauschendes Fest
Eine fröhliche kleine Melodie eröffnete Edvard Griegs „Hochzeitstag auf Troldhaugen“, ein eigentlich für Klavier geschriebenes lyrisches Stück. Den Namen Troldhaugen trug seine eigene, ländlich gelegene Villa und das vom tänzerischen Schwung geprägte dreiteilige Werk gilt als Andenken an die Silberne Hochzeit des Ehepaares Grieg. Ein schwärmerisches Legato, der liebliche Einsatz der Bläser sowie perfekt akzentuierte Klangbögen: Die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim überzeugte vom ersten Ton an mit ihrer formvollendeten Durchhörbarkeit und dem strahlenden Orchesterklang. Peter Wallinger dirigierte mit kleinsten Bewegungen, um anschließend antreibende große Bögen zu beschreiben – sein Orchester folgte ihm stets leichtfüßig voller Spielfreude sowie mit größter Virtuosität.
In das Verklingen des Schlussakkords mischte sich bereits der begeisterte Applaus des Publikums und auch das zweite Stück des Abends, Alexander Borodins „Steppenskizze aus Mittelasien“ wurde vom Klangkörper seelentief nachempfunden und wunderbar warm klingend intoniert. Dieser Hörgenuss setzte sich mit Antonín Dvoráks Böhmischer Suite weiter fort. Auch hier überzeugte die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim mit ihren begnadeten leidenschaftlichen Musikerinnen und Musikern: Ob leise expressive Töne im Praeludium, temperamentvolle in der Polka, oder ausdifferenzierte kraftvolle im Furiant – immer aufs Neue faszinierte die exzellente Durchhörbarkeit des Klangkörpers.
Trialog der Extraklasse
Nach der Pause dominierte ein großer schwarzer Flügel die Bühne, denn auf dem Programm stand Ludwig van Beethovens dreisätziges „Tripelkonzert“ für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester in C-Dur. Dazu eingeladen war das hochkarätig besetzte Trio Vivente mit Anne Katharina Schreiber an der Violine, Kristin von der Goltz am Violoncello und Jutta Ernst am Klavier. Klare präzise Töne in der Eröffnung der Streicher, mit Einsetzen des Violoncellos hielt sich die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim im Hintergrund, während Geige und schließlich Klavier erklangen.
Der Trialog der Instrumente bestach durch seine Hingabe gepaart mit höchster Ausdruckskraft. Anne Katharina Schreiber, Kristin von der Goltz und Jutta Ernst brillierten und begeisterten neben ihrer technischen Perfektion mit ihrer emotionalen Musizierweise und strahlenden Klangsubstanz ausnahmslos alle im Saal. Erst nach lang anhaltendem Beifall und nicht ohne Zugabe wurden sie schließlich von der Bühne gelassen.
Autorin: Helga Spannhake