Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim und die Cellistin Chihiro Saito verzaubern ihr Publikum im Uhlandbau
Mühlacker. Im Rahmen der Konzertreihe „MühlackerConcerto“ hatte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim zu ihrem Neujahrskonzert am Sonntag in den Uhlandbau eingeladen. Am Pult stand Peter Wallinger, der künstlerische Leiter, der vor 35 Jahren diesen Klangkörper gegründet hat.
Dieser Ruf verpflichtet, und so wurden die Erwartungen der rund 160 Musikfreunde auch nicht enttäuscht. Fast zwei Stunden erfreuten die mit großer Spielfreude aufspielenden Streicher, Trommler und ein Paukist ihre Zuhörer mit einem „Wintermärchen“. Und wahrlich märchenhaft schön gestaltete sich das äußerst abwechslungsreiche, mit vielen Überraschungen gespickte Programm.
Brücken zwischen den einzelnen Vorträgen baute Dr. Hatto Zeidler, der sich als Sprecher vorstellte und mit „Reflexionen“ über Leben und Werke der Komponisten und mit passender Lyrik von Rainer Maria Rilke, Gustav Schwab und Erich Kästner das Publikum erfreute.
Weit hatte Wallinger den Bogen gespannt von Johann Sebastian Bach mit dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 als Auftakt bis hin zu Wolfgang Amadeus Mozart, der mit der Serenade Nr. 6 D-Dur berauschende Schlussakkorde setzte.
Die musikalische Reise begann im sächsischen Köthen, wo Bach seine sechs Brandenburgischen Konzerte schrieb. Die Musiker präsentierten schwungvolle barocke Prachtentfaltung mit der Wiedergabe des Dritten. Der Kontrast könnte kaum größer sein als mit Arvo Pärts – einem estländischen Komponisten – „Fratres“, mit Anklängen an mittelalterlich-gregorianische Klostergesänge. Romantisch gestimmt erinnerte dann der Norweger Edvard Grieg an den letzten Frühling, und mit einer kurzen Romanze des finnischen Komponisten Jan Sibelius endet der erste Teil.
Nach der Pause ein Sprung zu dem Katalanen Pablo Casals und seinem Gesang der Vögel, einem Weihnachtslied. 32 verschiedene Vögel begrüßen Christus in der Krippe. Endstation war Wien mit der „Serenata notturna“ von Mozart, die sich als musikalisches Kleinod erwies, folgte man der Interpretation der Kammersinfoniker.
Variantenreich spielten die Musiker auf: Geigen, Bratschen und Celli lieferten sich sprühend vor Lust einen Wettstreit, Töne schienen hin und her zu fliegen, strebten mit Crescendi einem Höhepunkt zu. Und als ob sich ein Knoten gelöst hätte, vereinten sich alle Instrumente in Harmonie. Lebhaft bis furios, mit großer Klangfülle gestalteten die Musiker die so unterschiedlichen Werke. Da fielen Claves-Töne wie zarte Tropfen, hauchzarter Streichklang betörte, verhalten war eine Trommel zu hören – eine bewegende Klangfülle in einem Auf und Ab der Gefühle. Spiritualität war spürbar, Sehnsüchte wurden geweckt, Zarte Töne weiteten sich wie Sonnenstrahlen, die durch das Geäst der gerade erblühenden Bäume drängten. Die kurze Romanze C-Dur von Sibelius entließ die begeisterten Zuhörer in die Pause.
Im zweiten Teil war die Cellistin Chihiro Saito der Star auf der Bühne. Mit samtenem Strich, gefühlvoll interpretiert erklang das Andante Cantabile von Tschaikowsky, sehr einfühlsam vom Orchester begleitet. Cantabile verlangte der Komponist – und ihr Cello sang, zum Dahinschmelzen schön. Von Casals Vögeln gab sie dem Buchfinken eine Stimme, federleicht und beschwingt. Saito ist eine vielfach preisgekrönte Cellistin, Mitglied des Lotus String Quartetts und seit vielen Jahren schon Solistin der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim.
Zum Schluss des Konzertes gab es nochmals einen Höhepunkt: Die Serenata notturna hat Mozart für zwei Violinen solo, Viola solo, Kontrabass solo, Pauken und Orchester geschrieben. Eine ungewöhnliche Besetzung, fast wie zwei Orchester in einem Stück: Einmal trumpfen die Solisten auf, dann wieder alle Streicher gemeinsam. Reizvolle Gegensätze tun sich auf, wenn nur Pauken und Pizzicati zu hören sind oder die Solisten allein spielen. Marsch, Menuett und Rondo-Allegretto bestimmen die lebhaften Tempi. Mit großer Hingabe und Spielfreude bis zu den letzten Takten agierten die Musiker und ihr Dirigent. Sie alle hatten Kammermusik vom Allerfeinsten geboten.
Eva Filitz