Klassik Die „sueddeutsche kammersinfonie“ präsentierte in der Bietigheimer Kelter ein Neujahrskonzert.
Bietigheim-Bissingen. Am Sonntagabend ereignete sich ein klangvolles „Wintermärchen“ in der Kelter in der Bietigheimer Altstadt. Die „süddeutsche kammersinfonie“ präsentierte dort das traditionelle Neujahreskonzert 2019 unter der künstlerischen Leitung von Peter Wallinger. Das 17-köpfige Streichorchester mit Percussion präsentierte Klassiker der Musikgeschichte, die sich zwischen 1700 und 2000 ereigneten, vor rund 120 Besuchern.
Das Konzert begann mit dem dritten Brandenburgischem Konzert von Johann Sebastian Bach. Textlich unterstrichen wurde das musikalische Programm von Dr. Hatto Zeidler, Bildhauer und Autor aus Maulbronn. Er lieferte Hintergrundinformationen zu den Künstlern und trug freie Texte und Literatur der Zeitgeschichte vor. „Man muss sich vorstellen; die sechs Brandenburgischen Konzerte Bachs brauchten zwei Jahre bis zu ihrer Fertigstellung. Zu jener Zeit hatte Bach sechs kleine Kinder und vermutlich nie seine Ruhe“, berichtete Sprecher Zeidler. Humorvoll und informativ gestaltete der ehemalige Hochschulprofessor das literarische Programm des Abends.
Anschließend stellte das Orchester „Fratres“ (estländisch: Brüder) den Zeitgenossen Arvo Pärt vor. Laut Zeidler habe Pärt sich sehr für die russisch-orthodoxe Kirche und die gregorianischen Gesänge interessiert und diese in seine musikalischen Werke einfließen lassen. In dem speziellen Werk verbergen sich viele Akzente der gregorianischen Musik. Vor allem der starke Bass ließ das Stück in der kalten Akustik der rustikalen Kelter sehr mystisch und düster klinken. „Wenn all das, was heute als Schnee fallen würde, dann hätten wir gewiss ein Wintermärchen“, scherzte der Sprecher.
Das dritte Werk trug den Namen „Erinnerungen an den vergangenen Frühling“ von Evard Grieg. Sich bei dem regnerischen Wetter von Sonntag an die warmen Frühlingssonne und die erblühende Landschaft zu erinnern, fiel bei den musikalischen Meisterwerken, die die Kammersinfonie vorstellte, nicht schwer. Die Streicher harmonierten, die neun Violinen, drei Violas, drei Violoncellos zusammen mit Kontrabass und Percussion-Elementen begeisterten dem lautstarken Applaus nach zu urteilen das Publikum in hohem Maß.
Katalanisches Weihnachtslied
Nach einer kurzen Pause begann Solistin Chihiro Saito, mir ihrem Violoncello in Solos zu zaubern: Mit Peter Tschaikowskys „Andante cantabile“ zog sie das Publikum in den Bann ihrer Musik. Chihiro Saito studierte unter anderem in Tokio an der University of fine Arts and Music und in Stuttgart in der Solistenklasse an der Staatlichen Hochschule für Musik. Sie gewann als Solocellistin und als Mitglied des Weltweit konzertierenden „Lotus String Quartets“ mehrfach Preise in verschiedenen Ländern. „Frau Saito und auch unsere Solo- Violonistin Frau Kobayashi sind bereits seit vielen Jahren in unserer Kammersinfonie. Sie sind in jeder Hinsicht eine Bereicherung für unser Orchester“, schwärmte Gründer und künstlerischer Leiter Peter Wallinger. Das zweite Solo-Stück, das Chihiro Saito mit ihrem Violoncello vortrug, war Pablo Casels „El cant dels ocells“ (katalanisch: Der Gesang der Vögel). „Das katalanische Weihnachtslied handelt von 30 verschiedenen Vögeln, die die Geburt Christi besingen und ihm Glückwünsche aussprechen. Für dieses Meisterwerk imitierte Casels die verschiedenen Vögel und vereinte sie mit den Klängen seines Violoncellos“, erklärte Hatto Zeidler.
Das Streichorchester beschloss sein Konzert mit Mozarts sechster Serenade „serenata notturna“, in der Violinistin Sachiko Kobayashi ein bezauberndes Solo zum Besten gab. Nach dem lautstarken Applaus spielte die Kammersinfonie noch eine Zugabe.
Vivien Staib