Bietigheim-Bissingen. Einer der verlässlichsten Indikatoren für das Niveau eines Orchesters ist die Qualität der Solisten, die mit dem Ensemble auftreten. Bei der Sueddeutschen Kammersinfonie Bietigheim (SKB) war am Freitagabend im Bietigheimer Kronensaal Sebastian Manz zu Gast. Der Enkel des russischen Geigers Boris Goldstein gilt als einer der talentiertesten Interpreten seiner Generation und wurde bereits zweimal mit dem Echo ausgezeichnet.
In den drei Sätzen des Klarinettenkonzerts in A-Dur (KV 622), mit dem W.A. Mozart 1791 die Gattung mitbegründet hat und für dessen Interpretation Manz 2011 seine erste Klassik-Trophäe gewann, erfuhren die knapp 400 Besucher, warum dem so ist: ungeheuer mühelos und unbeschwert das Wechselspiel zwischen sprechend-narrativer Motivarbeit und gestisch-expressivem Passagenwerk im Kopfsatz, hauchzart die kantablen Koloraturen im populären Adagio, mit quirligem, aber nie überbordendem Witz das virtuose Rondo.
Der Leichtigkeit Mozarts begegnet man in der einnehmenden Persönlichkeit von Manz ganz unmittelbar. Das Vergnügen steht ihm ins Gesicht geschrieben. Brillant, was ihm spieltechnisch wie hinsichtlich der Differenzierung kleinster Nuancen seiner vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten zu Gebote steht. Brillant auch, was die SKB anbietet: Weit mehr als nur ein souverän geknüpftes Netz aufzuspannen leistet das vorzügliche Orchester. Vielmehr vereint Peter Wallinger Transparenz auf den Satz und Geschlossenheit des Ensembleklangs zu einem exakt austarierten, präzise getimten Organismus.
Bereits zuvor begeisterte die fast kammermusikalische Konzentration in J. Haydns Symphonie Nr. 6 in D-Dur, genannt „Le Matin“. Gelungen trotz kleinerer Unschärfen auch 1. Strawinskys Orchestersuite „Pulcinella“. Famos die Beweglichkeit der Streicher im eilenden Staccato der „Tarantella“. zirzenisch pulsierend der Dialog von Posaune und Kontrabass im jazzig humorvollen „Vivo“, zur Freude der Anwesenden als Zugabe wiederholt.
Harry Schmidt