Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ und Solist Sebastian Manz bieten im Uhlandbau einen „Konzertanten Bühnenzauber“.
Am Samstag zog mit den 30 Musikern der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ unter ihrem Dirigenten Peter Wallinger der Frühling in den Uhlandbau ein. „Konzertanter Bühnenzauber“ war das Programm überschrieben, das die Zuhörer zu Beifallsstürmen hinriss.
Mühlacker. Die Sinfonie Nummer 6 in D-Dur „Le Matin“ von Joseph Haydn bietet an diesem Abend einen wunderbaren Auftakt, um auf die zu erwartenden musikalischen Genüsse einzustimmen. Mit den weit ausholenden Klangbildern der Streicher drängt sich im ersten Satz Adagio förmlich das Bild auf, wie die Sonne strahlend über den Horizont aufsteigt. Beschwingte Flötentöne lassen Vogelgezwitscher erklingen, die Natur wird wach, untermalt und getragen vom warmen Klang der Holzbläser. Immer wieder lassen in den nachfolgenden Sätzen Adagio, dem heiteren Menuett und dem äußerst lebhaft und mit großer Spielfreude dargebotenen Allegro Soli einzelner Instrumente aufhorchen, virtuos perlende Flöten, heiter und kokett, dazu eine singende Oboe, Fagott und Cello kaum weniger souverän in den tieferen Lagen. Mit kräftigem Applaus belohnt das Publikum nach diesem erfrischenden Beginn die Musiker, die gleich zu Beginn mit ihrer mitreißenden Art zu musizieren verdeutlichen, dass sie den Zuhörern an diesem Abend ein musikalisches Kleinod bieten wollen.
Zwei weitere Perlen sind im Programm zu finden. Wenn sich auch alles um den Star des Abends reißt, den Ausnahmeklarinettisten Sebastian Manz, der in Mühlacker eines der bekanntesten und beliebtesten Solokonzerte von Mozart spielt, nämlich das Klarinettenkonzert A-Dur, so verdienen doch alle Musiker im Orchester eine Würdigung ihrer Leistung.
Schon das Instrument des Solisten ist eine Besonderheit. Selten nur ist die Bassettklarinette in so vollendet gespielter Manier zu hören. Sebastian Manz ist ein Künstler mit Ausstrahlung. Die Art, wie er sein Instrument handhabt, mit dem Körper mitschwingt, seinen Tongemälden so Nachdruck verleiht, einfach eins ist mit sich und seiner Klarinette, hat ihm höchste Auszeichnungen eingebracht. Mit einer Leichtigkeit, die Ihresgleichen sucht, erklingen in seiner Mozart-Interpretation perlende Läufe, ein gehauchtes Pianissimo, aufreizende Crescendi. Weit reicht der Atem und zaubert berauschend lange Klangbögen in die totale Stille im Saal. Beim zweiten Satz, dem innig geblasenen Adagio, möchte man nur noch die Augen schließen und sich auf einer Woge des Wohlklangs davontragen lassen. Von warmem, sensiblem Streicherklang umrahmt, kehrt der Solist von Höhenflügen zurück, greift hauchzart das Anfangsthema wieder auf, ehe er nach einem zweiten lebhaften Allegro frisch und lebenslustig den Vortrag beenden will. Mitnichten! Das Publikum überschüttet den Künstler mit Beifall, lässt ihn nicht gehen. Und so kann Manz nicht anders, als noch eine Zugabe zu bieten. Sinnigerweise wählt er zwei der „Drei Stücke für Klarinette“ von Igor Strawinsky, wieder mit Elan und Verve dargeboten, beweist damit erneut seine Virtuosität und leitet zum dritten Komponisten des Abends über, eben jenem Strawinsky.
Dessen Suite für Orchester „Pulcinella“, dem Gnom der italienischen Commedia dell arte“ gewidmet, rundet das Programm des Frühlingskonzerts mit spannenden Klanggebilden in acht Sätzen mit reichlich Abwechslung im Hinblick auf Tempi, Tonlagen und Ausdruck sehr gelungen ab. Posaune und Kontrabass liefern sich ein kleines musikalisches Scharmützel, das mit leiser Heiterkeit vom Publikum registriert wird. Dieses letzte Musizieren macht die Vielseitigkeit der Bietigheimer Musiker vollends transparent.
Die Visitenkarte, die sie mit diesem Konzert hinterlassen, hat Gewicht. Ihr Dirigent Peter Wallinger hat den Uhlandbau einmal mehr zum Musentempel erhoben.
Eva Filitz