Magdalena Müllerperth und die Sueddeutsche Kammersinfonie musizieren im Uhlandbau
MÜHLACKER. Peter Wallinger hatte sein hauptsächlich Ludwig van Beethoven gewidmetes Orchesterkonzert am Samstag im Mühlacker Uhlandbau programmatisch mit einem Vers des Romantikers Joseph von Eichendorff überschrieben: „Und die Welt hebt an zu singen. “ Neben der damit angesprochenen lyrischen Klangpoesie gab es aber auch Musik mit Wucht und dramatischer Glut zu hören, die in vibrierenden Brennpunkten kulminierte.
Die Wiedergabe von Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur (op. 73) präsentierte das Musterbeispiel einer imponierend gelungenen Interpretation, die beide Elemente des musikalischen Ausdrucks wie zwei sich anziehende Pole mit großer Intensität zusammenführte. Dabei bewältigte die Pianistin Magdalena Müllerperth ihren Part mit klanglicher Frische, kraftvoll und virtuos – bruchlos eingebettet in die kompakt und einfühlsam agierenden Orchesterstimmmen, die Wallinger am Dirigentenpult seiner Sueddeutschen Kammersinfonie Bietigheim zu ereignisreicher Eindringlichkeit motivierte.
Fantastisch gleich zu Beginn des „Allegro“ -Einleitungssatzes die durch mächtige Tutti-Akkorde aufgerufenen, frei kadenzierenden Klavier-Solopassagen mit locker über das Manual gewirbelten, perlenden Skalen. Eine prächtige Klangentfaltung des Orchesters schloss sich an, in die sich bald das Soloinstrument in führender Rolle mit facettenreichen Spielfiguren einfügte. Im zweiten Satz dann weich strömender, von Innigkeit getragener „Adagio“-Gesang, den Müllerperth romantisch verträumt und feinfühlig in zart gleitenden Melodielinien entfaltete.
Der Finalsatz zeichnete sich durch klavieristische Attacke und ungestümen Vorwätsdrang aus, die mitgerissenen Zuhörer erlebten noch einmal die Hochspannung des Musizierens
Die Solistin begeisterte zudem mit ihrer Spielfreude und ihrem Charme. In Pforzheim geboren, erfreute die Pianistin in Mühlacker gewissermaßen mit einem Heimspiel. Bei zahlreichen Konzerten in ihrer Heimatregion hat das Publikum sie kennen und schätzen gelernt. Ihre Zugabe, ein hochvirtuoses Bravourstück von Franz Liszt, löste jedenfalls lautstarken, anhaltenden Jubel aus.
Nach der Konzertpause widmete sich die Kammersinfonie zunächst der spätromantisch „singenden Welt“. Das „Adagietto“ aus Gustav Mahlers Sinfonie Nr.5 wurde von den Orchester-Streichern in weit ausholenden Melodiebögen mit klangsatter Sehnsuchtsmelancholie vorgetragen, fein umspielt von silbrigem Harfengezirpe. Schlussendlich ging es mit Beethovens Sinfonie Nr.4 B-Dur (op. 60) noch einmal lebhaft zur Sache.
Wallinger und sein Orchester musizierten energiegeladen akzentuiert. Die Bläser-Sektion und eine schlag- und wirbelfreudlige Pauke traten in den Fortissimi-Ausbrüchen des ersten und letzten Satzes plastisch hervor. Abgesehen vom geheimnisvoll wirkenden, von den Interpreten in extremer Breite ausgeführten zweiten Satz, herrschte eine muntere Grundstimmung vor. Wilde Tutti mündeten in ein effektvolles Finale
Eckehard Uhlig