Süddeutsche Kammersinfonie begeistert mit „Musik zum Advent“ im Kronenzentrum — Neben Beethoven auch Grieg und Dvorak auf dem Programm
Mit jungen, talentierten Musikern aus Bietigheim-Bissingen und dem Stuttgarter Raum gründete Peter Wallinger 1984 die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim. Bei der „Musik zum Advent“, die am Sonntagabend im nicht ganz ausverkauften Kronenzentrum aufgeführt wurde, stellte das Orchester mit fulminant gespielten Werken bedeutender Interpreten ihr großartiges Können unter Beweis.
Petronio Franceschinis (1651 bis 1680) Konzert D-Dur für zwei, Trompeten und Orchester bildete den Auftakt zu dem außergewöhnlichen Musikerlebnis. Bereits zum dritten Mal eröffneten Saleem Khan und Eline Beumer mit festlichen Trompetenklängen das Adventskonzert der Kammersinfonie. Die Meisterschüler von Reinhold Friedrich zeigten nach einer festlichen Einstimmung mit dem Grave bei den Allegrosätzen eine erstaunliche Klangfülle voll virtuoser Eleganz. Der italienische Komponist Franceschini, der im Alter von nur 29 Jahren starb, hat sich vor allem der Kirchenmusik gewidmet und ist bekannt für seine Vorliebe zu Trompeten, die er häufig auf unkonventionelle Weise einsetzte.
Von Edvard Grieg (1843 bis 1907) spielte die Süddeutsche Kammersinfonie den „Hochzeitstag auf Troldhaugen“. Grieg, der auch als „Chopin des Nordens“ bezeichnet wird, setzte mit dem Stück seinem südlich von Bergen gelegenen Landhaus Troldhaugen (Trollhügel) ein Denkmal. Das Orchester spielte das folkloristisch und fröhlich anmutende Werk mit viel Gefühl und eröffnete damit dem Publikum Einblick in lyrische Klangwelten der besonderen Art. Auch die „Böhmische Suite“ von Antonín Dvorák (1841 bis 1904) kam bei den Besuchern bestens an. Auch dieses Werk enthält volkstümliche Elemente. Die Polka wurde als heiterer Tanz dargeboten, in der Romance malten Holz- und Blechbläser idyllische Bilder aus Tönen, die Assoziationen an weite Landschaften, sanfte Hügel und zwitschernde Vögel aufkommen ließen. In der traditionellen Suite entpuppte sich Dvorák als Romantiker. Wieder feuriger wurde es beim Presto. Kraftvoll und doch elegant steigerten sich die Musiker zum Höhepunkt und stimmten mit viel Sinnesfreude auf die Adventszeit ein.
Nach der Pause erwartete das Publikum Ludwig van Beethovens „Eroica“. Die dritte zählt zu den bedeutendsten Sinfonien Beethovens. Der Anekdote nach hatte der Komponist seine Heldensymphonie Napoleon gewidmet. Als ihn der Korse enttäuschte, soll Beethoven das Titelblatt wutentbrannt zerrissen haben. Die „Eroica“ ist ein Meisterwerk, das an die Musiker besondere Ansprüche stellt. Die hochbegabten Mitglieder der Süddeutschen Kammersinfonie nahmen die Herausforderung mit großer Spielfreude und viel Leidenschaft an. Der erste Satz, das Allegro con brio, hat allein die Spieldauer einer Haydn-Sinfonie. Lebhafte und leisere Töne zeigten das großartige Können der Künstler, die hervorragend harmonisierten. Der dreiteilige Trauermarsch enthält melancholische und opulente Passagen. Im Scherzo brachten drei Hörner Naturklänge in das Kronenzentrum. Im Finale zeigt Beethoven seine große Variationskunst, denn zwei Themen liegen sechs Variationen zugrunde. Das grandiose und mächtige Finale bot einen gelungenen Abschluss zu einem Konzertabend der Extraklasse.
Dem künstlerischen Leiter der Süddeutschen Kammersinfonie, Peter Wallingerm ist es mal wieder gelungen, ein abwechslungsreiches Adventskonzert zu bieten, bei dem das klangdifferenzierte und vitale Spiel der Musiker besonders gut zum tragen kam
Angelika Tiefenbacher