Reihe „MühlackerConcerto“: Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim bietet sinfonische Glanzleistung


Mühlacker. Das Konzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim am Samstag im Uhlandbau trug den bescheidenen Titel „Musik zum Advent“. Was die zahlreichen Besucher jedoch erlebten, kann als künstlerischer Quantensprung dieses Klangkörpers unter der Leitung seines Gründers Peter Wallinger bezeichnet werden. Die Aufführung der dritten Sinfonie, der „Eroica“, von Ludwig van Beethoven, war in seiner hoch ausgereiften Gestaltung eine neue Glanzleistung.


Die Trompetensolisten Eline Beumer und Saleem Khan. Foto: Fotomoment

Doch das Konzertprogramm enthielt darüber hinaus weitere musikalische Kostbarkeiten, mit denen die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim ihre Vielseitigkeit beweisen konnte und ihre Souveränität dokumentierte, mit der die Musiker Werke aus verschiedenen Musikepochen und mit unterschiedlichen landestypischen Charakteristiken glutvoll interpretieren können. Zunächst waren es festlich stimmende Klänge, die sich im gut besetzten Saal ausbreiteten. Zwei Schüler der Meisterklasse des Trompetenvirtuosen Reinhold Friedrich von der Hochschule für Musik in Karlsruhe, Saleem Khan und Eline Beumer, führten mit Bravour und in leuchtender Strahlkraft des Barock die Soli im Konzert D-Dur für zwei Trompeten und Streichorchester des italienischen Komponisten des 17. Jahrhunderts, Petronio Franceschini, aus. Die hell schimmernden, lupenrein intonierten Trompetenklänge verbanden sich in den vier recht kurzen Sätzen mit der beglückenden Streicherfülle der Streicher. Überaus bewegt und in bestechender Virtuosität führten die beiden jungen, hoch talentierten Könner auf ihren Instrumenten ihre solistischen Aufgaben aus. Sie wirkten bereits zum dritten Mal an Konzerten dieses Orchesters mit.

Beliebt und bekannt ist das Konzertstück von Edvard Grieg „Hochzeitstag auf Troldhaugen“. Ein heiteres, elegantes, beschwingtes Musizieren setzte mit den ersten Takten des 1896 ursprünglich als Klavierstück veröffentlichten, vielfarbigen Werks ein. Rhythmisch kraftvoll kamen die tänzerischen Elemente zur Geltung, die nur kurz von einer lyrischen, verträumten Melodie unterbrochen wurden. Mit der „Böhmischen Suite“, Opus 39, von Antonín Dvorák breitete das Orchester Lebensgefühl und Lebensfreude der Menschen jener Landschaft mit Wäldern und romantischen Flussläufen aus. Warm und wohlig fließende Melodik mit schwärmerischem Ausdruck, tänzerische Beschwingtheit, pure Romantik prägten die ersten vier Sätze der im Jahr 1879 komponierten Suite. Doch der abschließende „Furiant“ war reich bestückt mit höchst vertrackten, anspruchsvollen, unerwartet eintretenden Rhythmuswechseln und plötzlichen Generalpausen, die vom Dirigenten wie auch von den Musikern höchste Konzentration verlangten. Schon da zeigte sich, dass die Süddeutsche Kammersinfonie künstlerische Reife hohen Grades erlangt hat und mit Bravour zu musizieren versteht.

Ludwig van Beethoven hatte seine dritte Sinfonie in Es-Dur, Opus 55, ursprünglich Napoleon Bonaparte gewidmet, wovon er jedoch wutentbrannt Abstand nahm, als er erfuhr, dass dieser sich zum Kaiser hatte krönen lassen. Mit seinem Werk brachte er seinen Wunschtraum von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in Europa zum Ausdruck, der sich nun nicht mehr erfüllen ließ. Beethoven ging völlig neue Wege in seiner Sinfonie, denn allein schon deren Umfang, die eine Aufführungsdauer von rund 50 Minuten erforderte, übertraf im Jahr 1817 alle bis dahin in dieser Gattung veröffentlichte Kompositionen.

Die Süddeutsche Kammersinfonie leitete den ersten Satz mit vibrierender Spannung ein, die aber schon sehr schnell zu eruptivem Ausbruch drängte. Peter Wallinger wählte ein straffes Tempo für die Aufführung, die vom glitzernden Spiel der Streicher und der brillanten Klangentfaltung der Bläser geprägt war. Der Satz „Marcia funèbre“ erklang elegisch, ohne jedoch in schmerzerfüllter Larmoyanz zu versinken. Urweltlich emotional führte das Orchester das Scherzo mit seinen aufregenden Kontrasten zwischen wirbelnden Staccatopassagen und tief romantisch wirkenden Klängen auf. Das Finale fesselte mit seinem heroischen Klang, den Peter Wallinger bei drängenden Tempi wachsen ließ, und in dem die dramatischen Verdichtungen und Verknüpfungen der beiden den Satz beherrschenden Themen transparent zum Ausdruck kamen. Diese Glanzleistung der Süddeutschen Kammersinfonie wird langfristig im Gedächtnis haften bleiben, wie der anhaltende Schlussbeifall belegte.

Rudolf Wesner

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