Zauberhafte Klänge im Uhlandbau: Neujahrskonzert der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim bietet reizvolle musikalische Kontraste
Ein Neujahrskonzert voller reizvoller musikalischer Kontraste, die mit einem vollendeten Hörgenuss verbunden waren, bot die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim unter der Leitung ihres Gründers Peter Wallinger am Wochenende in drei Aufführungen. Der vielversprechende Titel: „Orient – Okzident“.
Mühlacker. Am Sonntagvormittag war das Programm im Uhlandbau in Mühlacker zu hören. In diesem Jahr lockte das inzwischen zur Tradition gewordene Neujahrskonzert dieses immer wieder glanzvoll musizierenden Orchesters besonders viele Musikfreunde an, denn es war ausverkauft, und in letzter Minute wurden noch zusätzliche Stühle bereitgestellt, um allen Besuchern einen Sitzplatz bieten zu können.
Wer dabei war, kam voll auf seine Kosten, denn in diesem Programm stand die Harfe im Mittelpunkt. Die französisch-amerikanische Harfenistin Anne-Sophie Bertrand aus Paris konnte Peter Wallinger für die diesjährigen Neujahrskonzerte gewinnen. Sie vermochte mit den zarten Klängen auf ihrem Instrument die Besucher regelrecht zu verzaubern. Doch für das Programm „Orient – Okzident“ hatte der Orchesterleiter auch wieder eine Rarität aus einem Notenarchiv ausgegraben: Von Christoph Willibald Gluck, dem Komponisten, der maßgeblich den Übergang vom Barock zur Klassik im 18. Jahrhundert prägte, war das kaum bekannte Werk „Die Pilger von Mekka“ zu hören. In dem recht kurzen Stück ließ es Gluck kräftig orientalisch klingen, weshalb er den Streichern auch zwei Flöten und Schlagwerk hinzugesellte. Spritzig und temporeich führte die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim die Komposition aus.
Das Klavierkonzert A-Dur, KV 414, von Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1783 komponiert, erklang während der diesjährigen Neujahrskonzerte der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim in einer interessanten Bearbeitung für Harfe und Streicher. Auf der Harfe gespielt, wirkte der für das Klavier geschriebene Solopart wesentlich filigraner, auch zauberischer, und wurde von Anne-Sophie Bertrand mit überaus sensiblem Anschlag der Saiten elegant als zartes Klanggewebe interpretiert. Dabei entfaltete sie bei einfühlsamem Spiel ihre beeindruckende Virtuosität. Diese zeigte sich insbesondere in den kunstvoll ausgeführten Kadenzen der drei Sätze. Das Orchester begleite die Solistin mit brillant entfalteter Streicherfülle.
Auch in zwei Tänzen für Harfe und Orchester von Claude Debussy beglücke das ungemein feinstimmige Zusammenspiel des Soloinstruments mit dem Streichorchester. Elegische Stimmung beherrschte den „Danse sacrée“, dem Anne-Sophie Bertrand einen verklärten Ausdruck verlieh. Dagegen war der „Danse profane“ von bewegten Klangfiguren geprägt, die von einem ruhigeren Melodiestrom unterlegt waren. Diesen Kontrast ließ Peter Wallinger zusammen mit seiner Harfensolistin aus Paris in subtiler Klangpracht hervortreten. Ein Impromptu, Opus 86, von Gabriel Fauré, dem Vorreiter des französischen Impressionismus, gab Anne-Sophie Bertrand Gelegenheit, ihre sensible Gestaltungskraft und auch ihr überaus einfühlsames Spiel auf der Harfe nachdrücklich auszubreiten. Das verträumte Werk ist von mystischer Stimmung geprägt, und der Virtuosin gelang es, der Weltentrücktheit und Verklärtheit der Komposition in ihrer seelenvollen Interpretation Ausdruck zu verleihen. Noch einmal entführten die Musikerinnen und Musiker der sueddeutschen kammersinfonie die Konzertbesucher in den märchenhaften Orient. Aus der Musik zum Ibsen-Drama „Peer Gynt“ von Edvard Grieg waren die Sätze „Anitras Tanz“ und „Arabischer Tanz“ zu hören. Mit seidig feinem Klang führten die Streicher das erste Stück aus. Doch im „Arabischen Tanz“ zelebrierten sie noch einmal mit Flöten und Schlagwerk verdichtet morgenländisches Klangkolorit in schönster Vollendung, weshalb daraus noch ein Teil als Zugabe und als Dankeschön für den anhaltenden Applaus gespielt wurde.
Orchester und Solistin spielen vor der Bühne
Die Bühne im Uhlandbau blieb am Sonntagvormittag leer, die sueddeutsche kammersinfonie Bietigheim und ihr musikalischer Gast Anne-Sophie Bertrand spielten ihre Matinee im Bereich vor der Bühne auf der Saalebene. Grund dafür ist, wie der musikalische Leiter Peter Wallinger erklärt, die fehlende Beleuchtung im vorderen Bereich der Bühne. „Es wäre in diesem Fall auch ohne gegangen, weil die Sonne schien, aber das konnten wir bei den Vorbereitungen noch nicht wissen.“ Nun bemüht sich der Initiator der Konzertreihe in Zusammenarbeit mit der Stadt um eine Lösung für die Bühnenbeleuchtung, die spätestens bis zum 3. März greifen sollte. Dann steht in der Reihe „Mühlacker Concerto“ ein abendliches Konzert mit der Pianistin Magdalena Müllerperth auf dem Programm. (the)
Rudolf Wesner