Das Orchester der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim hat beim Neujahrskonzert überzeugt.
Wir wollen mit unseren Möglichkeiten dazu beitragen, den Jahresanfang freudig und fröhlich zu gestalten.“ Mit diesen Worten begrüßte der Kulturreferent der Gemeinde Murr, Matthias Bader, die zahlreich erschienenen Gäste des Neujahrskonzertes mit dem Orchester der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim im Bürgersaal des Murrer Rathauses. Für viele Besucher ist es mittlerweile ein angenehmes und liebgewordenes Muss, zu Beginn des Jahres die musikalische Begegnung mit den so eifrig und hochklassig spielenden Mitgliedern des Orchesters zu suchen. „Seit über 15 Jahren ist es schon gute Tradition geworden, die Musiker zu uns einzuladen und wir sind froh darüber, dass uns dies gelingt“, erklärte Matthias Bader, der immer wieder davon angetan ist, dass die Streicher unter der Leitung ihres Dirigenten Peter Wallinger das Repertoire nicht nur pflichtgemäß abspulen. „Ihnen ist anzusehen, dass sie es mit einer großen Leidenschaft tun.“
Dies machte auch der wunderbare Einstieg ins abendliche Programm „Venedig-Prag“, das ausschließlich italienische und tschechische Komponisten in den Fokus bringt, deutlich: Spritzig und leichtfüßig kam das Concerto G-Dur von Antonio Vivaldi daher und integrierte in beglückender Weise den feinen Klang des Cemballos in die nuancenreich herausgearbeitete Darbietung. Mit dem darauf folgenden Stück von Giuseppe Sammartini, dem Concerto F-Dur für Sopranblockflöte und Orchester wurde dem Publikum ein wahrer Ausnahmemusiker präsentiert: Daniel Koschitzki, dem 32-jährigen Blockflötisten gelang es im Sturm, die Herzen seiner Zuhörer zu erobern. Mit unfassbarer Intensität von Spielkunst und Körpersprache, die an die – von purer Lebenslust gekennzeichneten – Auftritte des Sängers und Geigers Angelo Branduardi erinnern, zeigte der Instrumentalist mit zwei Stücken einen virtuosen und beinahe atemlosen Hochgeschwindigkeitsritt auf der Flöte. Der völlig authentische und eigenwillig-virtuose Vortragsstil als auch die bezwingende Fähigkeit, sich in die Kompositionen geradezu körperlich hineinzudenken, setzten beim Betrachter und Zuhörer in Sekundenschnelle einen Superlativ-Katalog an Attributen frei, die helfen mögen, das Gehörte einzuordnen. Schließlich blieb dem Publikum lediglich übrig, sich von Ehrfurcht und Staunen gefangen nehmen zu lassen und sich mit viel Beifall von der faszinierenden Starre, die ihn eingefangen hatte, zu lösen. Daniel Koschitzki, der sich für die Begeisterung seiner Zuhörer mit einem dritten, unbegleiteten Stück als Zugabe bedankte, ist nicht umsonst einer der weltweit führenden Blockflötisten seiner Generation. Sein Allegro von Benoit Tranquille Berbiguier holte aus dem dritten Modell, einer ebenholzschwarzen Flöte, noch einmal alles heraus.
„Warum nach Stuttgart oder sonst wohin fahren, wenn wir hier in Murr ein so hochkarätiges Konzert bekommen?“, fragte sich beglückt einer der Besucher, der sich mit dem Gesamtverlauf des Konzertabends am Samstag im Murrer Bürgersaal mehr als zufrieden zeigte. Mit den Komponisten Dvorák, Janácek und Myslivecek wurde die beachtliche konzertante Aufführung nach der Pause fortgesetzt, welche zwar weniger lebhaft und pulsierend, dafür aber von getragener Harmonie und einer besonderen Klangtiefe der äußerst differenzierten Interpretationsweise der Streicher geprägt war und ebenfalls einen viel verdienten Applaus erhielt.
Cornelia Ohst