Ein heiter, unbeschwert und unterhaltsam klingendes Neujahrskonzert haben die Mitglieder der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger einstudiert. Am Sonntagvormittag war es im Saal des Uhlandbaus zu hören.
Das Konzert wurde von den zahlreich erschienenen Besuchern mit freudigem Beifall aufgenommen. In die Metropolen Wien und Paris entführte das dieses Mal nur mit Streichern besetzte Orchester seine Zuhörer musikalisch. Dazu konnte Peter Wallinger als Solisten die Flötistin Verena Guthy-Homolka und den Fagottisten Frank Lehmann gewinnen, die schon seit vielen Jahren mit der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim zusammenarbeiten und mit fabelhaft virtuosem Spiel begeisterten. Außerdem wirkte als launig plaudernde Moderatorin Nicole Raichle aus Sachsenheim mit, die seit dem Herbst vergangenen Jahres auch die Vorsitzende des Fördervereins des Orchesters ist.
Eingeleitet wurde das Programm des Neujahrskonzerts mit Drei Deutschen Tänzen von Franz Schubert. Mit dem hellen Klang der Violinen, der warmen Fülle der Bratschen und den tiefen Tönen der Celli sowie des Kontrabasses, mit denen vornehmlich die rhythmischen Elemente der Stücke ausgeführt wurden, entfaltete sich vom ersten Takt an ein überaus opulentes Hörvergnügen. Dazu trug einmal mehr auch die frische Akustik des Uhlandbausaales bei, die zusätzlich dadurch ausgenutzt wurde, dass das Orchester nicht auf der Bühne musizierte, sondern seine Plätze unmittelbar vor den ersten Reihen im Saal einnahm. Vergnügen verbreitete anschließend auch Frank Lehmann auf seinem Fagott bei der Aufführung der komischen Polka „Der alte Brummbär“ von Julius Fucik. Im geschmeidig leichten Ton eines Salonorchesters begleitete die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim den Solisten, der mit Elan seinem Fagott die tiefschwarzen Klänge entlockte und am Ende des Werks mit einer furiosen, höchste Virtuosität verlangenden Kadenz bestach. Im schwungvollen Dreiviertel-Takt schloss der erste, ganz vom Wiener Charme geprägte Teil. „Neue Wiener Ländler“ war der Titel der unter Opus Nummer eins geführten Komposition von Josef Lanner, und genauso unbeschwert gestaltete das Orchester einen Walzer in A-Dur, Opus 54, von Antonín Dvorák.
Im zweiten Teil des Neujahrskonzerts, welcher der Seine-Metropole gewidmet war, erklang zunächst eine dreisätzige Ballettmusik von Gluck, die mit nuancenreichem, feinstimmigem Spiel vom Orchester dargeboten wurde. Gerade Paris war im 19. Jahrhundert gewissermaßen die Hauptstadt des klassischen Balletts, und auch der deutsche Komponist Gluck vermochte mit seinen Ballettmusiken dort große Begeisterung auszulösen. Besonders kunstvoll war dabei die Darbietung des dritten Satzes mit dem Titel „Pizzicato“, dessen letzte Takte bis fast zur Unhörbarkeit leise erklangen und im Raum entschwanden. Die Solistin Verena Guthy-Homolka (Flöte) beglückte mit der „Suite de trois morceaux“, Opus 116, von Benjamin Godard, der in Paris geboren wurde, die sie sehr zart und in duftiger Leichtigkeit, dabei jedoch herausragend virtuos interpretierte.
Im weiteren Verlauf des Neujahrskonzerts führte sie „Sicilienne“, Opus 78, des französischen spätimpressionistischen Komponisten Gabriel Fauré delikat und temporeich auf. In einem Satz aus einer Streicherserenade in C-Dur von Jacques Offenbach, dessen Name untrennbar mit der Stadt an der Seine verbunden ist, sowie einer „Barkarole“ aus der Suite „Die vier Jahreszeiten“, Opus 37 a, von Peter Iljitsch Tschaikowsky – auch er liebte Paris ganz besonders – wurde noch einmal die dichte und überaus erlesene Streicherpracht der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim ausgebreitet.
Als Zugabe spielten Verena Guthy-Homolka und Frank Lehmann, von der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim begleitet, eine Romanze von Oskar Klose.
Rudolf Wesner