Inzwischen haben die Mühlacker Musikfreunde begriffen, dass ihnen mit den Auftritten von Wallingers „sueddeutscher kammersinfonie“ im Uhlandbau kulturelle Highlights ins Haus stehen. Wo sonst gibt es heute noch Konzerte auf solchem Niveau für 15 Euro (ermäßigt 7 Euro) Eintritt? Wo ein an allen Pulten mit hochmotivierten Jungprofis besetztes sinfonisches Ensemble zu diesem Preis? Geführt von der Konzertmeisterin und Sologeigerin Ursula Schoch, deren Renommee europaweit ausstrahlt? Mit dem Solotrompeter Frits Damrow, der eigentlich nur in Konzertsälen der Metropolen zu hören ist? Erstaunlich, wie Peter Wallinger das alles zusammenführt.

Johann Sebastian Bachs Orchestersuite Nr.3 in D-Dur, BWV 1068, verschaffte dem neuerlichen Konzertabend einen überaus festlichen Eingang. Man kennt die populäre Musik, die Bläserpracht der Ouvertüre samt virtuosen Violinsoli, die sanft dahinschreitenden, lyrisch blühenden Linien der „Air“. Aber selten wird die aufwändig instrumentierte Barocksuite mit so frischem Glanz und so repräsentativen Klangregistern geboten.

Auf die Tradition folgte mit Arvo Pärts Komposition „Wenn Bach Bienen gezüchtet hätte…“ (für Klavier, Streichorchester und Bläserquintett) in sinnfälliger Korrespondenz die Moderne. Man spürte die Freude, mit der die Instrumentalisten die farbintensive Programm-Musik ausführten. Die Lust, mit artistischen Streicherflageoletts, effektvollen Bläsereinwürfen, der vorwärtstreibenden Klavierstimme und dem maschinenhaften Rhythmusfundament der Bässe das anschwellende Geflirre und Gesummse aufgeregter Bienenschwärme einzufangen.

Johann Nepomuk Hummels „Trompetenkonzert E-Dur“ führte zum Höhepunkt des ereignisreichen Abends. Das mozartianisch sprühende Konzertstück steht und fällt mit der Qualität des ausführenden Solisten, der alle Erwartungen übertraf. Vom Orchester unter Wallinger aufmerksam umrahmt und begleitet, bot Frits Damrow, der schon unter Georg Solti, Lorin Maazel, oder Seji Osawa konzertierte, einen herausragenden Part – fantastische Trillerketten, metallisch gleißende Spitzentöne vom Feinsten, Skalen von äußerster Präzision, rasante akkordische Sprünge, aber auch klangsatte Haltetöne und Bögen.

Beflügelnd schwungvoll musizierten Peter Wallinger Wolfgang Amadeus Mozarts „Haffner-Symphonie“ in D-Dur (KV 385). „Feurig“ gestalteten die Interpreten gleich im Satzbeginn, der über zwei Oktaven hinauf- und hinunterspringt, das einleitende „Allegro con spirito“.

Im „Andante“ wurde der schwärmerische Serenadentonfall mit zärtlich melodischen Gesten herausgearbeitet. Eher verspielt das „Menuett“. Und als Bravourstück, der „Figaro“-Ouvertüre verwandt, führte der Finalsatz zu einem strettahaften Abschluss. Das klang sehr gut im voll besetzen Uhlandbau, in dem der Beifall nicht enden wollte.

Eckehard Uhlig

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