Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim hat das Jubiläumsjahr mit einem Konzert im Kronenzentrum eröffnet. Selten aufgeführte Werke wurden dabei unter Leitung von Peter Wallinger musiziert.

Bietigheim-Bissingen. Ganz der Dezemberstimmung angepasst schien das Programm des Eröffnungskonzerts im Kronenzentrum. Vor allem die schwermütigen und dunklen Aspekte der Musik hatten sich die Kammersinfoniker auf die Notenpulte gelegt. Vor vielen leeren Stuhlreihen führte das Orchester unter der Leitung von Peter Wallinger Kostbarkeiten der romantischen und klassischen Literatur auf.

Wer kennt sie nicht, die ungarischen Tänze von Johannes Brahms? Etwas weniger bekannt sind die Slawischen Tänze von Antonin Dvorak, doch musikalisch und kompositorisch gerade einzigartig. Wie ein Epilog klingt der Titel „Starodavny“, was so viel heißt wie ein altertümlicher Tanz mit vorbeiziehenden Bildern schwankender Emotionalität. Einfühlsam und sehr romantisch interpretierte der Leiter dieses vielfarbige Musikstück.

Gleich danach der „Valse triste“ von Jean Sibelius. Der schwermütige finnische Komponist konzipierte diesen traurigen Walzer als eine Bühnenmusik für ein Drama. Hintergrund für den Tanz mit dem Tod ist die Sterbeszene, in der alle Tänze des Lebens noch einmal getanzt werden und sich dann in einer Schlussfigur auflösen. Das Orchester musizierte gefühlvoll und überzeugend. Die tiefen Empfindungen aus der Musik erreichten die Zuhörer auf eine berührende Weise.

Selten zu hören, und dann noch in so hochkarätiger Besetzung dargeboten, ist „Das Lied von der Erde“ von Gustav Mahler. Eigentlich wäre es die 9. Sinfonie, aber der Komponist fürchtete sich vor der Wiederholung seiner Vorgänger Beethoven und Bruckner, die mit der jeweils 9. Sinfonie die eigene Todesnähe komponiert hatten.

Das Lied von der Erde ist insofern eine absolute Besonderheit, als es die sinfonische Besetzung und Orchesterlied verbindet. Dennoch fehlen in diesem Werk die opulenten Orchesterklänge. Eine sehr veränderte Tonsprache steht den vertonten Texten gegenüber. Textgrundlage bilden chinesische Gedichte, die sich auf tiefsinnige Weise mit dem Abschied befassen.

Der Bariton Konrad Jarnot als Solist gehört zu den international gefragten Sängern in der klassischen Musik. Seine Engagements reichen von großen Festivals bis hin zur Arbeit mit Dirigenten wie Helmuth Rilling.

Rezitativisch, deklamierend beginnt der Gesang über einer fein aufgegliederten Orchesterpartitur. Manchmal von den hohen Bläsern fast überdeckt, entfaltete der Sänger eine klangdichte Interpretation der deutschen Texte. Sehr textnah hat Mahler die instrumentalen und vokalen Linien konzipiert. Die anspruchsvolle Komposition wurde von Musikern und Sänger auf feine Weise miteinander verbunden. Das war keine Musik zum einfachen Genießen, der aufmerksame Zuhörer erlebte aber eine hoch intensive Wort-Tonmalerei.

Nach der Pause kam ein musikgeschichtlicher Schritt rückwärts. Die g-moll-Sinfonie von Mozart ist eine von Mozarts Spätwerken und kommt ohne Pauken und Trompeten aus. Auch ist der Duktus eher melancholisch, nur ein kleines Trio im dritten Satz sorgt etwas für Heiterkeit und Leichte. Das wurde dann auch als Zugabe geboten, sozusagen als lichter Aspekt des Abschieds. Ein wunderschöner und besonderer Konzertabend, der mit keinem Gedanken die Frage zulässt, warum der Saal nicht voll besetzt war.

Irene Schmidt-Makowiec

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