Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum hat die von Peter Wallinger gegründete Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim jetzt eine Doppel-CD vorgelegt, die von großer musikalischer Vielfalt geprägt ist.
Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim wurde 1984 von Peter Wallinger und einer Gruppe junger Musiker ins Leben gerufen. Im 25. Jahr ihres Bestehens ist die Kammersinfonie zu einem Klangkörper herangereift, der durch seine hohe Professionalität sowie einem breiten musikalischen Spektrum überzeugt. So vereint die jetzt erschienene Jubiläumsedition 2009 einen konzertanten Querschnitt der letzten fünf Jahren mit hörenswerten Live-Aufnahmen.
Die Auswahl auf der ersten CD folgt einer bewusst gepflegten Programm-Mischung, die dem Leiter und Dirigenten der Kammersinfonie, Peter Wallinger, besonders am Herzen liegt. Diese Mischung soll neue Musik vertrauter und vertraute Musik neu erlebbar machen.
Wohl vertraut ist Johann Sebastian Bachs Konzert A-Dur für Oboe d“Amore, gespielt von Nikola Stolz, und Orchester. Die sanfte Melancholie des Stückes, durch das die Oboe wie ein aufgeregter Vogel fliegt, ist Ausdruck höchster Musikalität und zeigt, dass ein großes Werk nicht immer mächtig interpretiert werden muss.
Als weiterer berühmter Name ist Antonio Vivaldi auf der CD vertreten. Während der dissonante Staccato-Septakkord aus dem ersten Satz von „Der Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“ auch Klassik-Fremdlingen geläufig ist, bietet die Kammersinfonie den dritten Satz mit dem Titel „Abenteuer auf dem Eis – heftige Winde“. Die Violine spielt Ursula Schoch auf höchstem Niveau, ein musikalischer Juwel, der einen anderen Blick auf Vivaldis Musik wirft und weiteres Interesse an dessen Werk weckt.
Darüber hinaus mag man das durchaus schnittig gespielte Rondo aus dem Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart mit Wolfgang Wipfler, als auch das völlig in sich aufgehende Klavierkonzert Nr. 1, Romanze, von Frédéric Chopin nennen. Am Klavier die hoch begabte, und erst 15 Jahre alte Pianistin Magdalena Müllerperth aus Schmie, die diesem Stück Virtuosität und eine eigene Eleganz verleiht.
Neben den berühmten Komponistennamen kann man sich auf der Jubiläumsedition auch unbekannteren Namen nähern.
An herausragender Stelle dem 1936 in Rom verstorbenen Ottorino Respighi, italienischer Komponist und führender Vertreter der neueren italienischen Instrumentalmusik. Dessen Bearbeitungen der Arien und Tänze aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind und bleiben kleine Meisterwerke. Die Kammersinfonie spielt seine „Antiche Danze ed Arie“ mit großer Sinnlichkeit, die den Streichern gleichzeitig Flexibilität und Rasanz abverlangt.
Auch die zweite CD der Edition ist geprägt von großer Vielfalt. Zu hören ist der Live-Mitschnitt des Konzertes am 7. Dezember 2008 im Kronenzentrum. Antonin Dvoráks „Slawischer Tanz“, Jean Sibelius“ Valse triste aus der Bühnenmusik „Kuolema“ (Der Tod) bis hin zu Gustav Mahlers „Abschied“ aus dem sinfonischen Liederzyklus „Lied von der Erde“ mit Bariton Konrad Jarnot, für den Sänger eine große Herausforderung und emotional bewegend.
Abgeschlossen wird die Sammlung mit Mozarts Sinfonie Nr. 40 g-moll. Die Themen bis ins Kleinste zerlegt, dramatische Steigerungen aus den geringsten Ansätzen, präsentiert sich hier eines der düstersten Werke Mozarts. Bereits um 1800 geschätzt, erfuhr diese Sinfonie zahlreiche Bearbeitungen, deren klassisch-tragische Grundstimmung auch von der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim beibehalten wird. Ein würdiger Abschluss der Jubiläumsedition.
Jörg Palitzsch