Der Sommerzeit angepasst, präsentierten Peter Wallinger und seine Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim am Sonntagvormittag im Rahmen des „Musikalischen Sommers“ in der Lienzinger Frauenkirche ein Programm mit farbenfrohen musikalischen Nuancen vom Barock bis ins 20. Jahrhundert, von Britannien bis Argentinien.

Von Henry Purcell, dem englischen Barockmeister, führte das bestechend rein und hell klingende Streichorchester, vor dem sich Orchesterleiter Peter Wallinger einmal mehr als sensibler Klangzauberer erwies, fünf Teile aus der Musik zu „The Fairy Queen“ (Die Feenkönigin) nach Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf. Schwebend leichte, wohlige Streicherbrillanz breitete sich in der Frauenkirche aus, wobei die tänzerisch leichten, auch mal burlesken Elemente ebenso feinstimmig herausgehoben wurden wie die lyrischen. Auch für dieses Konzert war es Peter Wallinger gelungen, einen herausragenden Solisten zu gewinnen. An seinem Kontrabass, den er während seines Spiels geradezu leidenschaftlich zu umarmen schien, entfaltete Michinori Bunya träumerische, seelenvolle und warme Klangfülle. Damit dokumentierte der heute als Professor an der Staatlichen Hochschule für Musik in Würzburg tätige gebürtige Japaner, dass dieses Instrument alles andere als nur ein sonor brummendes Streichinstrument ist.

Foto: Fotomoment

Michinori Bunya ließ bei der Gestaltung der Melodie Nummer eins in e-moll von Giovanni Bottessini, einem italienischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, seinen Kontrabass förmlich singen. Auch im „Allegro di Concerto alla Mendelssohn“ von demselben Komponisten bestach der Solist mit samtweichem Bogenstrich. Die Kammersinfonie begleitete Michinori Bunya mit impulsivem und glutvollem Spiel.

Zum Abschluss des ersten Teils des Konzerts in der Frauenkirche erklang noch „Herzwunden“ aus den „Elegischen Melodien“, Opus 34, von Edvard Grieg, überaus zart und verklärt als eine wahre Delikatesse für die Ohren.

Von empfindungsreicher Melodik war auch die Komposition „Chrysanthemen“ für Streicher von Giacomo Puccini geprägt. Dieses eindrucksvolle Werk erlebte durch das hoch qualifizierte Streichorchester unter der Leitung von Peter Wallinger eine Aufführung in romantischer Stimmung.

Der argentinische Komponist Astor Piazzolla fügte in seinem Zyklus „Vier Jahreszeiten“ gelegentlich Zitate aus dem gleichnamigen Werk von Antonio Vivaldi ein, verwandelte aber derartige Motive nachdrücklich, indem er sie mit dem Klangkolorit seiner lateinamerikanischen Heimat vermengte. Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim führte daraus zwei Sätze auf. Dabei übernahm die Konzertmeisterin des Orchesters, Sachiko Kobayashi, den Solopart auf der Violine. Zunächst symbolisierte die quirlige Bewegtheit der Komposition die Lebensfreude in der sommerlichen Metropole. Dagegen traten im folgenden Satz „Herbst“ meditative Klänge auf, die eine eher gedämpfte Stimmung widerspiegelten. Doch stets war vibrierender Rhythmus das treibende Element, mit dem ein expressiver Ausdruck entstand. Die Solistin an der Violine, Sachiko Kobayashi, die auch Mitglied des erst kürzlich in Lienzingen aufgetretenen Lotos-Streichquartetts ist, führte ihre Soli mit Temperament und eindrucksvoller Virtuosität aus und wurde dabei vom Orchester unter der Leitung von Peter Wallinger bravourös begleitet.

Rudolf Wesner

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