„Tarza(h)n hat Zahnweh – oder: Im Dschungel herrscht Musikverbot!“ Das Musiktheaterstück von Jörg Schade und Franz-Georg Stähling begeisterte in der Kelter Grundschüler aus dem Landkreis.

Wahrscheinlich interessieren sich Kinder heute nicht weniger für klassische Musik als früher. Nur sind heute wohl die Möglichkeiten gegrenzter, auch aufgrund eines nicht immer befriedigenden kulturellen Bildungshintergrunds, Kinder an Kultur heranzuführen. Diesem Umstand begegnen Jörg Schade sowie Peter Wallinger und seine Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim schon seit längerem erfolgreich mit ihren alljährlich im November stattfindenden Schülerkonzerten. Dass sie auf große Offenheit stoßen, zeigen schon die Anmeldungen zu diesen Konzerten, die bereits ein dreiviertel Jahr im Voraus eingehen. Dieses Mal stand etwas sehr Abendteuerliches auf dem Programm.

Taridius Zahn, der im Gegensatz zu seinem berühmten Bruder Tarzan so herrlich hilflose Biologe, ist in großer Not. Mitten im Urwald soll der Musikliebhaber Pflanzen für sein Museum sammeln, hat aber Angst vor Tieren, dazu auch noch entsetzliche Zahnschmerzen. Und so schmettert Jörg Schade in der Rolle des Taridius Zahn alias Tarza(h)n, bemitleidenswert seine Schmerzensarie „Dolor di denti“ („Schon seit gestern hab ich Zahnweh“) auf die Musik von Amilcare Ponchielli in der voll besetzten Alten Kelter. Und dann wäre da noch der fiese Mr. Blum (Dietmar Beese).

Musik ist für ihn nichts als Lärm, der seine Erholung suchenden Hotelgäste nur stört. Also verbietet er Musik und sammelt von sämtlichen Tieren deren Musikinstrumente ein. Ganz klar, nicht nur gegen das Zahnweh, sondern auch gegen Mr. Blum und die zu erwartenden lästigen Touristenströme muss etwas unternommen werden. Unerwartete Hilfe erhält Tarza(h)n von drei drolligen Urwaldmusikanten, dargestellt von Mitgliedern der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim: Corni (Gunilla Kühn, Horn), Trombi (Michael Peuser, Posaune) und Tröti (Daniel Szepesi, Trompete). Und von der nach Schokolade verrückten Dschungelfee Palmina (Judith Guntermann). Natürlich ist Tarza(h)n bald seinen kariösen Zahn los. Mit neu erwachten Kräften, List und Erfindungsreichtum gelingt es ihm un seinen zu allerlei Späßen aufgelegten Freunden schließlich, Mr. Blum zu übertölpeln, die Instrumente wiederzubeschaffen, den Dschungel mit neuem musikalischen Leben zu füllen und sogar Mr. Blum zur Musik zu bekehren.

Dass ein derartiges Stück funktioniert, hängt natürlich auch von der Aufmerksamkeit des Publikums ab. Mit enormem Spaß waren die Kinder dabei, halfen Taridius Zahn, wo sie nur konnten, imitierten Tiergeräusche, spendeten nach jedem Musikstück von Mozart, Rossini, Verdi, Grieg oder Joplin begeisterten Zwischenapplaus, waren auch auf dem kleinen Streifzug durch die Musikgeschichte und Instrumentenkunde ganz bei der Sache und stimmten am Ende – noch vor Verdis Triumphmarsch aus „Aida“ – nur allzu gerne in das Dschungellied mit ein: „Hier im Dschungel ist das Leben noch voller Glück. Hier im Dschungel verbindet alle die Musik.“ Fazit: Nach den Projekten der Vorjahre, „Papa Haydn“ und „Ritter Glück“ gelang es Jörg Schade, Peter Wallinger und den Mitgliedern der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim erneut, Kinder nicht nur in den Bann einer vergnüglichen Geschichte zu ziehen, sondern ebenso auf humorvolle, kindgerechte, bisweilen aber auch leicht kindische Weise – Mozarts „Zaubertröte“ musste nicht wirklich sein – in den Bann klassischer Musik.

Christof Jetschka

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