Das Jubiläumsjahr aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens hat die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim am Samstag mit einem gut besuchten Konzert im Uhllandbau mit dem Titel „Nordische Impressionen“ beschlossen. Bekanntes und Beliebtes stand auf dem Programm, doch auch eine Komposition, die vermutlich ihre Erstaufführung erlebte.
Als ein sinfonisches Gedicht bezeichnete der finnische Komponist Jean Sibelius seine Komposition „Finlandia“, die vor 110 Jahren entstand. Sie gilt in dem nordischen Land als die geheime Nationalhymne. Mit diesem populären Stück begann das recht gut besuchte Konzert. Breit legte Orchesterleiter Peter Wallinger, der auch der Gründer dieses Klangkörpers ist, die wuchtigen Einleitungsakkorde an. Aus einer zunächst ruhevoll fließenden Gestaltung des Werks erhob sich nach und nach jene dramatische Steigerung des Ausdrucks, der in dem machtvollen, stets tief berührenden großen Hymnus mündet, der den sehnsuchtsvollen und doch auch feierlichen Charakter von „Finlandia“ einzigartig prägt. Wieder einmal bestach mit dieser aufrüttelnden Aufführung die Süddeutsche Kammersinfonie mit ihrer großartigen Gestaltungsdichte.
Mit Spannung wurde der Auftritt des jungen Pianisten Gerhard Vielhaber erwartet. Obwohl noch jung an Jahren nahm er schon zahlreiche nationale und internationale Preise und Auszeichnungen entgegen und gilt als einer der hoffnungsvollsten Virtuosen der jungen Generation. Gerhard Vielhaber setzte sich mit einem hier zu Lande weithin unbekannten Werk des schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar auseinander, dessen Name in Deutschland ebenfalls kaum in einem Konzertprogramm erscheint. Nach Peter Wallingers Ansicht dürfte das Klavierkonzert Nummer zwei in d-Moll, Opus 23, das zwischen 1904 und 1907 entstand, seine deutsche Erstaufführung erlebt haben. Es ist eine zerklüftete Komposition, die trotz der darin auftretenden kraftvollen Kontraste eher spröde und herb wirkt. Die vier Sätze ließ der Komponist ineinander übergehen. Daraus wuchsen scharfe Gegensätze des Ausdrucks, die als expressiv stürmisch und gelegentlich als leicht lyrisch verbrämt wahrgenommen werden konnten.
Für Gerhard Vielhaber ergaben sich daraus allerdings musikalisch herausfordernde Möglichkeiten, seinen Solopart mit differenziert eingesetzten Emotionen, auch mit nuancenreicher Auslotung der inneren Spannungen des Werks und überhaupt mit vollendeter Virtuosität energiegeladen und temperamentvoll auszuführen. Auch die Kammersinfonie Bietigheim-Bissingen trug mit Brillanz in der Auslotung der sinfonischen Pracht des Werks dazu bei, dass aus dem Wechselspiel zwischen ihm und dem Solisten eine vitale Wiedergabe zu hören war. Der Solist des Abends wurde dafür mit lang anhaltendem Beifall gefeiert, wofür sich Gerhard Vielhaber mit einen Intermezzo von Robert Schumann als Zugabe bedankte.
Im zweiten Teil des Konzerts im Kronensaal standen mit der „Hebriden-Ouvertüre“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und der „Peer-Gynt-Suite“, Nummer eins, von Edvard Grieg zwei außerordentlich beliebte Kompositionen auf dem Programm.
Als ein farbenprächtiges, überaus lebendig und nuanciert gestaltetes Klanggemälde führte das Orchester die „Hebriden-Ouvertüre“ aus. In der Aufführung der vier Sätze aus der Musik zu Henrik Ibsens Dichtung „Peer Gynt“ entfaltete die Musiker unter der von lebhaftem Gestus geprägten Leitung von Peter Wallinger vielfältige Stimmungen. Die Lyrik und Verträumtheit der „Morgenstimmung“, der betörende warme Streicherklang in „Ases Tod“, die schwebend leichte Anmut von „Anitras Tanz“ und die ekstatische Wucht des Finales „In der Halle des Bergkönigs“ konnten mitreißender, klangfrischer und kontrastreicher nicht dargeboten werden.
Das waren wieder einmal Glanzstücke dieses auf hohem musikalische Niveau wirkenden Klangkörpers. Als Zugabe für den freudigen Schlussapplaus erklang noch einmal „Anitras Tanz“.
Rudolf Wesner