Die Sommerserenade des Sachsenheimer Kulturamtes brachte am Samstag erneut ein exquisites Programm in hoch professioneller Darbietung durch das Orchester und eine Weltklasse-Solistin.

Im Mittelpunkt stand ein selten gehörtes und noch seltener gesehenes und beim Spiel beobachtetes großes Instrument, das vor der nur mit Streichern besetzten Kammersinfonie stand: ein modernes Marimbaphon.

Foto: Helmut Pangerl..

In Afrika war und ist eine Marimba ein beliebter Klangkörper, eine Abart des Xylophons (auch Balafon genannt), das durch Sklaven in Amerika verbreitet wurde, aus zwei Reihen in chromatischer und diatonischer Stimmung gebauten Klangstäben besteht, die mit Schlägeln zum Ertönen gebracht werden. Das moderne Marimbaphon umfasst heute vier Oktaven zum Spielen und ist, wie man in Sachsenheim nach Programm-Schluss erleben konnte, zusammenklappbar und leicht transportierbar.

Katarzyna Micka hat an Musikhochschulen in Deutschland und Österreich studiert und sich künstlerisch zur Spitzenkönnerin, Professorin und Weltklasse emporgearbeitet. Mit Peter Wallingers Kammersinfonie musizierte sie jetzt wie aus einem Guss, zeigte ihre virtuose Technik mit zwei und vier Schlägeln, interpretierte die Musik nach Vorgabe der Komponisten, aber auch in Übereinstimmung mit ihrer deutlichen Mimik und Körpersprache. Es war toll, die mediterranen und lateinamerikanischen Klänge des gewohnten Orchesterklanges durch die Solistin verstärkt oder auch variiert zu hören.

Monteverdis Auszüge aus seiner Ur-Oper „Orfeo“ flossen arios bis festlich-dramatisch ins Ohr. Bachs umgearbeitetes Violinkonzert d-Moll bot lange Punktklänge wie Violintöne, wechselnd im Solo-Tutti. Auch das Konzert Séjourné, das „Concerto per Archie“ des Namensabkömmlings Nino Rota (1912-1979) der italienischen Musikerfamilien Rota des Mittelalters, wurden trotz ihrer Eigenheiten ganz auf den Marimbaphon-Ton hin interpretiert.

Wer schon Marimbakonzerte bedeutender Könner gehört hat, war in Sachsenheim fasziniert von der ganzheitlichen Wiedergabe der Werke in Verbindung mit der ausgezeichneten Verknüpfung von Soloinstrument und dem Kammerorchester, das seinerseits so gelenkt wurde und aus sich heraus so musizierte, dass man manchmal fast meinte, die Kompositionen doppelt zu hören: als Orchesterstücke und zugleich als Marimbaphon-Soli. Doch es fiel nichts auseinander dank der Kunst aller Mitwirkenden.

Im Schlusswerk des Abends, der Suite „Antiche Danze ed Arie“ des 1936 gestorbenen italienischen Komponisten aller Musikgattungen, Ottorino Respighi, kamen die Formen mediterraner Tonstimmungen und die Wirkungen des Marimbaphons noch einmal voll zum Tragen. Nach dem anhaltenden Publikumsbeifall ließ die Solistin mit schelmischem Lächeln zu diesem „Fußballtag“ noch einen Tango des Argentiniers Piazzolla als Zugabe revanchelüstern aufklingen, während Peter Wallinger dankbar-galant nur eine Mini-Pizzikato-Folge dagegen setzte.

Helmut Müller

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