Musiktheaterstück „Felix und Fanny auf Reisen“ wurde sechs Mal in der Kelter gespielt. Leben und Werke von bedeutenden Komponisten Kindern im Grundschulalter näher bringen, wollen das Kulturamt der Stadt und die Süddeutsche Kammersinfonie mit dem Musiktheaterstück „Felix und Fanny auf Reisen“. Von Montag bis gestern wurde das quicklebendig inszenierte Stück in der Bietigheimer Kelter gespielt. Zu jeder Vorstellung mit 200 Plätzen kamen Grundschulklassen aus dem gesamten Stadtgebiet.

Die Jungen und Mädchen verfolgten stets beachtlich konzentriert die Handlung, in der es um eine geträumte Reise des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847) und seiner ebenfalls inzwischen als Komponistin anerkannten Schwester Fanny (1805 bis 1847) ging. In Wirklichkeit waren die beiden niemals gemeinsam verreist. Ein Streichquartett, bestehend aus Mitgliedern der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim – Sachiko Kobayashi und Matthias Neundorf (Violinen), Tomoko Yamasaki (Viola) und Chihiro Saito (Violoncello) – musizierte klangprächtig die von Orchesterleiter Peter Wallinger sorgsam ausgewählten Werke von Mendelssohn-Bartholdy. Auch Lieder von Fanny Mendelssohn-Hensel waren zu hören, mit hellem, geschmeidigen Sopran von Jeanette Wernecke gesungen. In dem Stück „Felix und Fanny auf Reisen“, dessen Texte weitestgehend aus Briefen des Komponisten entnommen waren, wurde erzählt, dass der von seiner Tagesarbeit als Dirigent und Programmchef der Sonntagskonzerte in Leipzig völlig überlastete Felix Mendelssohn-Bartholdy beschloss, einfach zu verreisen, weil er zu Hause weder Ideen noch Zeit für das Komponieren fand. Dazu stand eine richtige Reisekutsche, von einem Kölner Bühnenbauer nach Originalvorlagen gebaut und für den Transport zu den verschiedenen Spielstätten auch vollständig zerlegbar konstruiert, auf der Bühne in der Kelter. Die Kinder sahen sich dieses historische Gefährt mit großem Erstaunen an und zwei von ihnen, Myriam und Alessandro, durften in einer Szene sogar darin einsteigen. Doch im Moment der Abreise erschienen noch die Quartettmitglieder und Schwester Fanny. Sie wurden kurz entschlossen mitgenommen. Reiseziel sollte eigentlich Konstantinopel in der Türkei sein, doch in Wirklichkeit führte die Kutschfahrt durch die Schweiz, durch Venedig und Paris, über London bis nach Schottland. Die ausgewählten Musikbeispiele illustrierten die Handlung eindrucksvoll, denn bei allen seinen Reisen nahm der Romantiker Felix Mendelsohn-Bartholdy vielfarbige Eindrücke auf, die sich in seinen Kompositionen wiederspiegeln. Die Kinder erfuhren beispielsweise etwas von dem „Schweizer Lied“, das in einer Sinfonie anklingt, oder von der geheimnisvollen Landschaft Schottlands. Auch Stücke aus der Musik zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ wurden gespielt und von Schauspieler Jörg Schade, der mit viel Temperament und auch ausgesprochen komödiantisch den Komponisten verkörperte, für die Kinder klar verständlich erklärt. Sehr geschickt bezog er sie mit ein, indem er ihnen Fragen stellte, und dabei bewiesen die Sechs- bis Zehnjährigen erstaunlich gute geografische Kenntnisse. Die Entstehung des berühmten Liedes „Leise zieht durch mein Gemüt“ nach dem Gedicht von Heinrich Heine konnten die kleinen Zuschauer miterleben und gemeinsam die Melodie mitsingen. Dabei zeigte sich allerdings, dass die meisten Grundschulkinder das gemeinsame Singen offenbar kaum noch gewohnt sind, denn, so meinte jedenfalls Peter Wallinger, selbst viele Jahre lang als Musikerzieher am Ellental-Gymnasium tätig gewesen, in einigen Vorstellungen klang der Gesang eher dünn. Neben Jörg Schade war es die fantasievoll im Stil des frühen 19. Jahrhunderts gekleidete Schauspielerin und Sängerin Jeanette Wernecke, die ihre Rolle als Fanny fröhlich und immer auch ein wenig kapriziös gestaltete. Das Duo bot den Kindern und den begleitenden Erwachsenen eine spannungsreiche, unterhaltsame, selbstverständlich auch lehrreiche Handlung, mit der es gelang, die beiden historischen Figuren aus der Musikwelt sehr anschaulich vorzustellen.

Rudolf Wesner

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