Mühlacker. Seiner Leidenschaft für Italien gab Orchesterleiter Peter Wallinger während des Neujahrskonzerts am Sonntagvormittag im Uhlandsaal nach. Werke italienischer Komponisten waren zu hören und Rezitationen aus Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“.

Gitarrist Santy Masciarò sowie Peter Wallinger und die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim bieten ein besonderes Kulturereignis.Foto: Fotomoment

Das außerordentlich gut besuchte Konzert gewann seinen spezifischen Reiz durch die Mitwirkung von Santy Masciarò, einem herausragenden Virtuosen an der Gitarre, der sich zugleich auch als ausdrucksstarker Rezitator der 700 Jahre alten Dichtung erwies. Im ersten Teil des Programms sprach er Auszüge aus zwei Gesängen der „Göttlichen Komödie“, die insgesamt 33 Gesänge zu je 15000 Versen umfasst, und von denen er mehrere einstudierte, um sie in seinen Konzerten vorzutragen.

Die Konzertbesucher erhielten mit dem Programmzettel die Texte des fünften Gesangs „Von der Hölle von Dante“ sowie des 33. „Paradies von Dante“ sowohl in italienischer Sprache als auch in deutscher Übersetzung. Santy Masciarò sprach diese selbstverständlich in seiner Muttersprache Italienisch und überzeugte mit seiner in ruhigem Fluss ausgeführten, nicht von Pathos belasteten Rezitation.

Doch auch als Gitarrenvirtuose bestach Santy Masciarò – er wurde in Syrakus auf Sardinien geboren – nicht weniger. Im Concerto D-Dur für Gitarre und Streichorchester RV 93 von Antonio Vivaldi führte er die Soli mit Eleganz und Leichtigkeit überaus virtuos aus. Insbesondere im Largo beglückte Masciarò mit wie gehaucht und damit unvergleichlich seelenvoll dargebotenem Spiel. Unter der Leitung von Peter Wallinger begleitete die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim den Solisten in gewohnt feinstimmig und silbrig hell gestaltetem Streicherklang.

Seine vollendete Kunst in der Beherrschung der sechs Saiten seiner Gitarre breitete Santy Masciarò bei der Wiedergabe der von Franciso Tárrega zur Aufführung mit diesem Instrument bearbeiteten Variationen über ein weithin bekanntes Thema aus „Carneval in Venedig“ des Teufelsgeigers Nicolo Paganini aus. Mit perfekt angewandter, raffinierter Grifftechnik interpretierte der Solist scheinbar mühelos die kompliziertesten Passagen des ursprünglich für die Violine komponierten Werks. Es war geradezu atemberaubend, ihm dabei zuzuhören.

Die Streichersonate Nummer zwei in A-Dur, ein Jugendwerk von Gioacchino Rossini, erlebte eine spritzige, tempobetonte Aufführung voller Esprit durch die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim. Außerdem musizierten Santy Masciarò und das warm und füllig klingende Streichorchester ein Konzert für Gitarre und Orchester in A-Dur, Opus 30, von Mauro Giuliani, einem italienischen Zeitgenossen von Beethoven und Schubert. In den zwei Sätzen der Komposition betonten Solist und Orchester die deutlichen Kontraste zwischen der sanft dahinschreitenden Siciliana und dem graziös-heiteren Allegretto.

Das Neujahrskonzert schloss mit einem Streicherkonzert von Nino Rota. Dieser Komponist schuf unter anderem auch die Musik zu dem Kultfilm „Der Pate“, wie er überhaupt insgesamt 150 Filme mit seinen Kompositionen bereicherte. Sein „Concerto per Archi“ ist daher durchaus als konzertante Filmmusik zu empfinden, die allerdings auch von den Mitgliedern der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim ein hohes Maß an virtuoser, nuancierter und impulsiver Gestaltung verlangte. Sie führten unter der Leitung von Peter Wallinger die vier Sätze in leuchtendem und vitalem Streicherklang aus.

Rudolf Wesner

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