„Mediterrane Streifzüge“ – so lautete der Titel eines Konzerts der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ am Samstag im Sachsenheimer Kulturhaus. Mit dabei: der herausragende Solist Nabil Shehata.
Ein Markenzeichen der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ ist deren schimmernder Streicherklang, wie dieser vom Orchestergründer und seitherigen Dirigenten Peter Wallinger entwickelt wurde. Davon konnten sich am Samstagabend auch die Besucher des Konzerts mit dem Titel „Mediterrane Streifzüge“ überzeugen. Weil die Witterung an diesem Abend jedoch nicht mediterran war, musste das heiter gestimmte Konzert in den Saal des Sachsenheimer Kulturhauses verlegt werden.
Zu den beliebtesten Kompositionen für Streichensembles zählen auch die Sonaten, die der damals gerade mal zwölfjährige Gioacchino Rossini schrieb. Mit der ersten aus diesem Zyklus in G-Dur leitete die „Kammersinfonie“ ihr Programm ein. Die drei Sätze wurden spritzig, im ersten Satz auch überaus graziös und in glitzernder Streicherpracht aufgeführt. Verträumt, in bewegt schreitendem Tempo musiziert, erklang das kurze Andantino mit seinem köstlichen Melodiebogen. Auch der Schlusssatz ist kurz, aber voller heiterer Akzente, welche die Musiker mit Glanz auskosteten.
Mit dem Kontrabassisten Nabil Shehata aus München war es Wallinger wieder gelungen, einen herausragenden Solisten für das Konzertprogramm zu gewinnen. Eine Rarität ist das Konzert in h-Moll für Kontrabass und Orchester von Giovanni Bottesini, der im 19. Jahr-hundert lebte. Nabil Shehata, 1980 als Sohn deutsch-ägyptischer Eltern in Kuwait geboren, spielt das Streichinstrument seit seinem neunten Lebensjahr und scheint mit diesem regelrecht verwachsen zu sein.
Die Soli in den an Melodien reichen drei Sätzen führte Shehata in dunklen, aber betörend warmen Tönen virtuos aus. Er musizierte mit geschmeidigem Bogenstrich und bestach am Ende des ersten Satzes mit einer unübertrefflich kunstvoll dargebotenen Kadenz. Beseelt führte Nabil Shehata das Andante aus, und im temporeich interpretierten Schlusssatz wurde deutlich, dass er ein Musiker ist, der dem Kontrabass die wunderbarsten Klangebenen zu entlocken weiß. Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ begleitete ihn in angemessen zurückhaltender Intensität.
Hier zu Lande selten gespielt werden Werke des spanischen Komponisten Joaquin Turina, der von 1882 bis 1949 lebte. Von ihm führte das Ensemble die Komposition „La Oración del Torero“ („Das Gebet des Toreros“) auf. Das vom französischen Impressionismus beeinflusste Werk wird maßgeblich von andalusischem Klangkolorit geprägt, das das Orchester unter Peter Wallingers Leitung markant und impulsiv ausbreitete.
Häufiger zu hören sind dagegen die Suiten „Antiche Danze ed Arie“ des italienischen Komponisten Ottorino Respighi (1879 bis 1936). Die glänzend instrumentierten vier Sätze der dritten Suite gestaltete die „Sueddeutsche Kammersinfonie Bietigheim“ feinstimmig und in hell leuchtendem Streicherglanz. Sie entführte die Konzertbesucher in lang zurückliegende Epochen der Musikgeschichte, die Respighi auf diese Weise mit den Klangformen des frühen 20. Jahrhunderts verband und zu neuem Leben erweckte. Einen Satz aus der Suite führte das Orchester noch als Zugabe auf.
Rudolf Wesner