Süddeutsche Kammersinfonie und eine herausragende Bratschistin begeistern das Publikum
Ein erfrischender Klangkörper, eine herausragende Bratschistin und zwei sprachgewandte Vortragskünstler haben am Sonntag mit mehr als 150 Gästen eine musikalisch-literarische „Winterreise“ unternommen.
Mühlacker. Die Süddeutsche Kammersinfonie unter der Leitung von Peter Wallinger hatte im Rahmen der Konzertreihe „MühlackerConcerto“ zu einer Matinee mit Musik von Franz Schubert und Leos Janáček geladen, und zum winterlichen Melodienreigen passten sowohl die Gedichte, die Nathalie Cellier und Peter Steiner vortrugen, als auch die Schneeflocken, die draußen leise rieselten.
Mit erfrischenden, beschwingten Tanzliedern eröffnete das Streichorchester das vormittägliche Klangerlebnis, und die beiden Schauspieler des Karlsruher Xenia-Theaters rezitierten deutsche und französische Texte von Matthias Claudius, Friedrich Hölderlin und Elodie Santos und betrachteten Winternacht und Winterabend in Worten von Gottfried Keller und Georg Trakl. In einer eigens für diese Matinee verfassten Bearbeitung von vier Liedern aus Schuberts Zyklus „Die Winterreise“ verzückte die mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnete Solobratschistin Hiyoli Togawa das Mühlacker Publikum. Sie verstand es, den Konzertbesuchern den besonderen Charakter des lyrischen „Ichs“ im Stück „Wetterfahne“ nahezubringen und die stakkatohaft symbolisierten „Gefrorenen Tränen“ zu versinnbildlichen, das tempogeladene Erwachen des Frühlings musikalisch darzustellen und ein ergreifendes Abbild des schlichten, wunderlichen „Leiermanns“ mit Tönen zu malen. Ihr zweiter Auftritt nach drei von der Kammersinfonie in Perfektion vorgetragenen Sätzen der Suite für Streichorchester von Leos Janáček erinnerte die Solistin musikalisch an ein Kuriosum des Instrumentenbaus, dem Franz Schubert mit der „Arpeggione-Sonate“ ein bleibendes Andenken schuf, und Togawa spielte dessen Part in der Fassung für Viola und Streichorchester mit einem melodisch-warmen Ton.
Das nächste Konzert der Süddeutschen Kammersinfonie im Uhlandbau findet am 19. März statt und steht im Zeichen von „Impressionen aus Ost“.
Rainer Appich