Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ gastiert gemeinsam mit Magdalena Müllerperth im Uhlandbau

Klavier trifft Orchester: Magdalena Müllerperth und die sueddeutsche kammersinfonie bietigheim gastieren im Uhlandbau. Foto: Fotomoment

„… und die Welt hebt an zu singen“. Unter diesem Motto gastierte die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ am Vorabend des zweiten Advents im Uhlandsaal in Mühlacker.

Mühlacker. Es wurde aber nicht gesungen, sondern musiziert und das auf höchstem Niveau, so dass sozusagen die Instrumente sangen. Zur Aufführung kamen in diesem Orchesterkonzert Werke von Ludwig van Beethoven und Gustav Mahler.

Zum Auftakt erklang das 1808/09 entstandene, dem Erzherzog Rudolph von Österreich gewidmete 5. Klavierkonzert Es-Dur op. 73. Bei der Uraufführung, die 1811 in Leipzig stattfand, hatte den Komponisten seine Taubheit daran gehindert, dieses letzte Klavierkonzert als Solist selbst zu spielen. In Mühlacker übernahm jetzt der Star des Abends, die erst 24-jährige Magdalena Müllerperth, aus Maulbronn-Schmie diesen Part.

Damit kehrte eine inzwischen international gefeierte Pianistin wieder einmal in die Heimat zurück. Im Alter von fünf Jahren erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht. Mit acht Jahren begann sie ihr Studium als Schülerin bei Sontraud Speidel an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, das sie später bei Alexander Braginsky an der Hamline University in Saint Paul im US-Bundesstaat Minnesota, bei Jerome Rose am Mannes College in New York und dann bei Klaus Hellwig an der Universität der Künste in Berlin fortsetzte.

Zum fünften Mal trat nun Magdalena Müllerperth in einem Konzert der „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ auf und setzte damit eine Zusammenarbeit fort, die vor zehn Jahren mit dem 2. Klavierkonzert B-Dur op. 19 von Ludwig van Beethoven begonnen hatte. Und jetzt also sein 5. Klavierkonzert, das komplementäre Gegenstück zum 4. Klavierkonzert G-Dur op. 58. Wie sein Vorgänger dreisätzig angelegt, wird bei ihm jede der drei Kadenzpassagen durch einen mächtigen Tutti-Akkord des Orchesters angekündigt.

In den rund 35 Minuten der Spieldauer ist das Klavier fast immer beschäftigt, vielfach in führender Rolle. Ein Höhepunkt ist ein Zusammentreffen des Orchesters mit dem Klavier, bei dem sich die Gewalt der Fortissimo-Blöcke in einer langen Kaskade von gehämmerten Klavier-Oktaven entlädt. Doch nicht nur da zeigte Magdalena Müllerperth mit hartem Anschlag und expressiver Wirkung ihr meisterhaftes Können.

Vielmehr interpretierte sie auch eher verhaltene, aber nicht minder intensiv-emphatische Passagen behutsam, mit viel Gefühl und ebenso ausdrucksstark. In einer Fünf-Minuten-Zugabe stellte sie dann noch ihre Virtuosität unter Beweis, indem sie die Etüde „La Campanella“, ursprünglich eine Komposition für Violine von Niccolò Paganini, in der Bearbeitung für Klavier von Franz Liszt, im eigentlichen Wortsinn zum Besten gab.

Zum Auftakt des zweiten Teils spielte die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ unter der umsichtigen Leitung ihres Gründers Peter Wallinger das Adagietto aus der 1901/03 entstandenen, 1904 im Kölner Gürzenich unter der Leitung des Komponisten uraufgeführten 5. Sinfonie von Gustav Mahler. Dieser von geradezu übersteigert romantisierender Klanglichkeit der Streicher und der Harfe getragene 4. Satz mit seltener Bezeichnung wurde nicht zuletzt als Musik zu Luchino Viscontis Verfilmung von Thomas Manns „Tod in Venedig“ 1970 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Zu den heute eher selten gespielten Werken gehört die 1806 entstandene, dem Grafen Franz von Oppersdorff gewidmete, 1807 unter der Leitung des Komponisten im Palais des Fürsten Lobkowitz in Wien uraufgeführte 4. Sinfonie B-Dur op. 60 von Ludwig van Beethoven. Mit dieser freundlichen, hellen, idyllischen Sinfonie, die Robert Schumann als die „romantischste aller Sinfonien Beethovens“ bezeichnete, als „eine griechische schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“, wobei er die 3. als „Eroica“ und die 5. als „Schicksalssinfonie“ bezeichnete im Blick hatte, endete das Adventskonzert. Dieses Werk absoluter Musik – was wohl auch der Grund seiner geringen Popularität ist –, dessen Hauptcharakterzug „der des Suchens und Umkreisens, des Unbestimmten und Geheimnisvollen“ ist, und in dem der Klarinette eine herausragende Rolle zukommt, wurde unter der nuancenreichen musikalischen Leitung von Peter Wallinger von dem Orchester ebenso heiter und beschwingt wie tempogeladen und ausdrucksvoll wiedergegeben.

Dieter Schnabel

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