Saisonfinale der Klassikreihe „MühlackerConcerto“: Musiker meistern höchst anspruchsvolle Aufgaben.
Ein Programm „voller Farben, voller Leidenschaft und Esprit“ war zum Saisonende der Klassikreihe „MühlackerConcerto“ angekündigt. Tatsächlich erlebten die Besucher am vergangenen Samstagabend im Uhlandbau Mühlacker einen faszinierenden Konzertabend, betitelt mit „Suite française“.
Mühlacker (pm). Den Titel hat der Veranstalter der Konzertreihe gewählt in Anlehnung an den lesenswerten, gleichnamigen Roman von Irène Némirovsky; gespielt wurden Werke von Claude Debussy und Maurice Ravel, die als die Hauptvertreter des französischen Impressionismus gelten.
38 Musikerinnen und Musiker der „sueddeutschen kammersinfonie bietigheim“ und Markus Bellheim, der sich als hervorragender Klaviersolist zeigte, haben sich unter der Leitung von Peter Wallinger dieser höchst anspruchsvollen Aufgabe angenommen – und sie bravourös gemeistert. Eine Einführung in die hierzulande nicht eben geläufigen Werke gab in gewohnt kurzweiliger und zugleich kompetenter Weise die Musikwissenschaftlerin und Flötistin Dr. Christina Dollinger.
Ein betörendes Flötensolo, klangschön zelebriert von Verena Guthy-Homolka, eröffnete den Abend und führte hinein in die Sinneswelt eines Panflöte-spielenden Fauns an einem schwülen Sommertag. 1894 schreib Debussy sein „Prélude à l’après-midi d’un faune“, angeregt von der Atmosphäre des gleichnamigen Mallarmé-Gedichts, und läutete mit nie zuvor gehörten, farbig-schillernden, von der Harfe unterstützten Klangschattierungen den musikalischen Impressionismus ein.
Völlig andere Töne werden in Ravels Klavierkonzert G-Dur angeschlagen. Ein Peitschenknall zu Beginn des ersten Satzes löst ein buntes an eine Zirkusarena erinnerndes Treiben aus mit Klangkaskaden und allerhand folkloristischen Anspielungen, auch solchen des Jazz. Meisterhaft bewältigte Markus Bellheim, der als Professor an der Münchner Musikhochschule lehrt, den hochvirtuosen Solopart. Im Wechsel mit dem Klavier mischten die Musiker der Kammersinfonie, insbesondere die Bläser, mit halsbrecherischen Soloeinlagen in den rasanten Ecksätzen kräftig mit. In stärkstem Kontrast dagegen der schwerelos schwebende zweite Satz, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Ein ausdrucksvoll vorgetragenes Englischhorn-Solo gesellt sich zur fast schon gläsern wirkenden Melancholie des ausgedehnten Klavierparts hinzu. Ein Feuerwerk wird schließlich von Solist und Orchester im furiosen letzten Satz entfacht. Ein Ragtime folgte als Zugabe und demonstrierte noch einmal die pianistischen Qualitäten von Markus Bellheim.
Wieder andere Färbungen zeigten zwei Werke Ravels nach der Pause: In eine imaginäre, längst versunkene Märchenwelt führte die „Pavane pour une infante défunte“. Wunderschön vorgetragen wurde das Solo-Horn von Reimer Kühn über den würdevollen Schritten der Pizzicato-Begleitung.
Eine letzte französische Delikatesse servierte das Orchester mit Feinsinn und Verve mit Ravels „Valses nobles et sentimentales“, dessen Titel auf Schuberts 1825 und 1827 veröffentlichte Walzerfolgen anspielt. Der Tonfall der acht Walzer reicht von „sehr zart und ein wenig schmeichelnd“ bis hin zu kühn auftrumpfenden Klangeruptionen in Ravels meisterhaft raffinierter Instrumentierung und oftmals mit maskenhaft parodistischen Zügen.
Begeisterter Beifall und als Zugabe noch mal den ersten Ravel’schen Walser beschlossen den beeindruckenden Konzertabend.