Konzert Die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ und Klarinettist Sebastian Manz spielten in Sachsenheim
Sachsenheim. Was in der Vergangenheit selten klappte, konnte diesmal umgesetzt werden: das Sachsenheimer Sommerkonzert als Open Air. Gut 80 Besucher waren am Samstagabend ins Lichtenstern-Gymnasium gekommen, um sich die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ unter ihrem Dirigenten Peter Wallinger und den Ausnahmeklarinettisten Sebastian Manz anzuhören.
Manz ist einer der ganz Großen der Klassik-Szene, momentan Solo-Klarinettist beim SWR Symphonieorchester, als solist international gefragt. Ein solcher Status verleitet viele Musiker dazu, einen imaginären Zaun um sich herum zu bauen, und sich abzuschotten. Die Vermeintliche Unantastbarkeit der Künstler macht es einem Fan-Kult ungemein schwer – doch genau der mag wichtig für den Fortbestand der Szene sein. „Wir sind selbst Schuld“, meinte Sebastian Manz im Gespräch mit der BZ zu diesem Thema.
Dabei kann man ihm am allerwenigsten einen Vorwurf machen – im Gegenteil. Sebastian Manz stand nach seinem Auftritt in T-shirt und kurzer Hose auf der Wiese des Lichtenstern-Gymnasiums, unterhielt sich mit seinen Fans, erzählte ihnen von der Notwendigkeit des Sports für einen Musiker und von den Vorteilen eines digitalen Notenblatts.
Große Ausstrahlung
Bei seinem Auftritt ergriff er wie selbstverständlich das Wort, fütterte das Publikum mit Hintergrundinformationen zu den Stücken, erklärte, warum er für die Zugabe eine andere Klarinette holen muss. Vor allem aber strahlte Manz, Jahrgang 1986, nach vielen Jahren in diesem Metier eine Begeisterung für seinen Job aus.
Bevor er am Samstag an der Reihe war, spielte die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ Josef Mysliveceks „Orchesterquintett in Es-Dur“. Der Böhme Myslivecek, Zeitgenosse und Freund des viel berühmteren Wolfgang Amadeus Mozart, komponierte in heiterer Klassik-Manier. Diesen stilistischen Geist legte die „sueddeutschte kammersinfonie bietigheim“ unter Peter Wallinger unprätentiös, aber klangvoll offen.
Obwohl die Werke, die am Samstagabend aufgeführt wurden, in einem Zeitraum von über einhundert Jahren entstanden sind, ergänzten sie sich hervorragend zu einem stimmigen Programm. Zwischen den reinen Orchesterstücken interpretierte Sebastian Manz gemeinsam mit dem 16-köpfigen Orchester das „Klarinettenkonzert in B-Dur“ von Johann Stamitz sowie den dritten Satz aus dem „1. Darmstädter Konzert“ von Stamitz’ Sohn Carl. Als Zugabe spielte Manz das „Adagio KV 580a“, bei dem Mozart den Melodieanfang seines berühmten „Ave Verum“ wiederverwertet hat.
Sebastian Manz macht Musik offenbar nicht um ihrer selbst Willen, sondern weil er seinen Zuhörern etwas mitteilen möchte. Der gebürtige Hannoveraner verfügt über eine außergewöhnliche Bühnenpräsenz und das liegt bei Weitem nicht nur an seinem großen Bewegungsradius. Auch beim Open-Air-Konzert im Lichtenstern-Gymnasium fesselte er nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen des Publikums.