Pianistin Magdalena Müllerperth brilliert bei Mozart-Klavierkonzert.
Online-Auftritt mit Süddeutscher Kammersinfonie.
BIETIGHEIM-BISSINGEN. Heimisches Wohnzimmer statt Konzertsaal: Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger und die Solistin Magdalena Müllerperth konnte man zwar nicht live beim Adventskonzert im Uhlandbau Mühlacker erleben, aber im Netz gibt es nun eine im Bietigheimer Kronenzentrum mitgeschnittene Aufzeichnung als kostenloses Angebot. Mit guten Lautsprechern oder Kopfhörern ein lohnendes Konzerterlebnis.
Das im Frühjahr noch recht umfangreiche Programm des Adventskonzerts wurde im Lauf des Jahres den Corona-Einschränkungen angepasst, zusammengestrichen und geändert, erzählt Magdalena Müllerperth im Interview. Die Wahl fiel vor zwei Monaten schließlich auf das Klavierkonzert A-Dur KV 414 von Mozart und die Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 von Schubert.
Das Klavierkonzert ist eines der ersten, das die hochbegabte Pianistin im Alter von zehn Jahren gespielt hat. Mozart schrieb es 1782 für eigene pianistische Auftritte. Es ging darum, den Publikumsgeschmack, aber auch den Nerv von Kennern zu treffen, erläuterte die Musikwissenschaftlerin Christina Dollinger in ihrer sehr informativen Einführung.
In jedem seiner drei Sätze hat das Klavierkonzert neue Hörerlebnisse zu bieten. Das Allegro überrascht mit drei Themen, von denen das Soloklavier aber nur zwei übernimmt. Magdalena Müllerperth arbeitete mit ihrem technisch ausgefeilten, lyrisch interpretierenden Spiel die heitere Leichtigkeit, die Verzierungen und Läufe umwerfend heraus. Die Kammersinfonie mit geschlossenem Gesamtklang und schöner Transparenz in den Einzelstimmen agierte unter dem konzentrierten, unaufgeregten und einfühlsamen Dirigat von Peter Wallinger als gleichberechtigter Partner. In der von Müllerperth 2001 – im Alter von neun Jahren – geschriebenen Kadenz greift sie spielerisch das dritte Thema auf, ein gelungener Kunstgriff.
Im Andante erweist Mozart seinem 1782 verstorbenen Förderer Johann Christian Bach eine musikalische Reminiszenz – ein getragener Ausdruck der Trauer, verbunden mit schönen, wehmütigen Erinnerungen. Der brillante Höhepunkt ist das abschließende Rondeau, in dem sich ein vergnügtes Thema in einen liedhaften Aufbau mit Strophen (Couplets) und Refrains verwandelt. Auch hier setzte die in Maulbronn-Schmie aufgewachsene Künstlerin mit einer eigenen Solokadenz mit perlenden Läufen einen bemerkenswerten Schlusspunkt. Als Zugabe passend zum zweiten Advent spielte die Pianistin „Morgen Kinder, wird’s was geben“ in einer Vielzahl virtuoser Variationen.
Franz Schubert schrieb seine Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 1816 mit 19 Jahren und macht hier seine Begeisterung für Mozart zum Inhalt. Vieles erinnert an den verehrten Meister, ohne ihn jedoch nachzuahmen. Schubert setzt auf schlichte Zartheit und Melodik, man könnte sagen, er antwortet auf Mozarts funkelnde Brillanz mit biedermeierlicher Idylle.
In den vier Sätzen (Allegro – Andante con moto – Menuetto – Allegro molto-Trio – Allegro Vivace) ist unüberhörbar, dass Schubert ein begnadeter Liedkomponist war. Aus kantablen Linien wird eine Musik von großer Leichtigkeit und Heiterkeit. Unerwartete Modulationen zwischen Dur und Moll, ein Menuett, in dem sich ein stampfender Volkstanz und ein heiterer Ländler finden, tänzerische Themen, die jäh dramatisch umkippen, das alles macht die Sinfonie zu einem wohltuenden, die Sinne aufheiternden Hörerlebnis. Der dankbare und begeisterte Beifall der virtuellen Zuhörer ist den Musikern gewiss.
Das Konzert im Internet: www.muehlacker-klassik.de/muehlacker-concerto
Uta Volz