Die neue CD der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim dokumentiert die zweite Corona-Saison des vorzüglichen Orchesters von Peter Wallinger
BIETIGHEIM-BISSINGEN. Stets zu Jahresbeginn blickt Peter Wallinger auf die vergangene Saison mit seiner Süddeutschen Kammersin- fonie Bietigheim (SKB) zurück und versammelt die Höhepunkte aus den Programmen auf einem Album. Dass dies mit „Live 2021“ auch in diesem Jahr der Fall ist, kann aus allseits bekannten Gründen nicht als selbstverständich gelten. Obwohl die meisten Konzerte bestenfalls vor begrenzter Besucherzahl stattfinden konnten, ist es Wallinger gelungen, die wesentlichen Pfeiler des Jahresspielplans umzusetzen und per Videoaufzeichnung auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ausschnitte aus drei der vier nach wie vor kostenfrei im Internet abrufbaren Konzerte haben ihren Weg auf diese CD gefunden, die nun als mittlerweile 19. Ausgabe dieser beachtlichen Dokumentationsreihe vorliegt.
Eines der wichtigsten Anliegen Wallingers war das Gedenkkonzert zur Einweihung des Uhlandbaus in Mühlacker vor 100 Jahren. Gestiftet von der jüdischen Familie Emrich, entwickelte sich das Gebäude im ersten Jahrzehnt zu einem überregionalen Zentrum des Musiklebens. Eröffnet wurde das Haus seinerzeit mit „Le nozze di Figaro“. Dementsprechend erklingt hier die Ouvertüre zu Mozarts erster Da-Ponte-Oper als Auftakt, von der SKB ungemein spritzig musiziert. Mit Mezzosopranistin Maria Rebekka Stöhr, dem Kontrabassvirtuosen Michinori Bunya und dem Geiger Tjeerd Top, Konzertmeister beim Amsterdamer Concertgebouw- Orchester, konnte Wallinger erneut hochkarätige Solisten gewinnen. Werke von Gustav Mahler und Samuel Barber unterstreichen die Wertschätzung jüdischer Komponisten. Herausragend ist die Aufnahme von Mieczysław Weinbergs „Concertino für Violine und Orchester“: Von seismografischer Empfindlichkeit, hellwach und auf Augenhöhe die SKB – eine brillante Interpretation dieses Kammermusikjuwels.
Autor: Harry Schmidt