• Herausragende Solisten begeistern im Uhlandbau bei „Mühlacker Concerto“.
• Fein aufeinander abgestimmtes Programm in ausverkauftem Saal.

Ein besonderes Neujahrskonzert spielte die „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ unter Peter Wallingers Leitung.
FOTOS:  PETER  HENNRICH

Peter Wallingers Neujahrskonzerte im Mühlacker Uhlandbau sind anders. Da gibt es weder Wiener Walzer-Seligkeit noch pompöse, von donnerndem Schlagwerk begleitete Bläserfanfaren. Stattdessen erfreut ein fein aufeinander abgestimmtes literarisch-musikali­ sches Programm, das diesmal besonderen musikalischen Glanz ausstrahlte. Denn mit Nils Wanderer war ein Ausnahmesänger zu Gast: ein Countertenor, der ganz zart zu singen und in Sopran-Höhen aufzusteigen vermag, aber dennoch eine männlich kraftvolle, durchdringende Stimme besitzt.

Ein Ausnahmesänger: Nils Wanderers staunenswert bewegliche
Stimme leuchtete in Spitzentönen.

Zuerst interpretierte Wanderer die Arie „Sovente, il sole risplende in cielo“ (häufig erstrahlt die Sonne am Himmel) aus dem Pasticcio „Andromeda liberata“ von  Antonio Vivaldi, das die Hochzeit der befreiten Andromeda mit Perseus feiert. Danach folgte der Klagegesang „When I am laid in earth“ aus Henry Purcells Oper „Dido and Eneas“, mit dem die vom trojanischen Helden Eneas verlassene, in Verzweiflung sterbende Königin Dido ihr Lamento anstimmt.

Das faszinierende Timbre der falsettierenden, staunenswert beweglichen Männerstimme leuchtete in Spitzentönen , verzierte Silben und Wörter mit schönsten Koloratur-Melismen, und bot mit weich veredelter Vokalität sehnsüchtige Melancholie. Oder sank im langgezogenen Ton einer illusionslosen Zärtlichkeit in tief reichende Trauer hinab. Exzellent getragen und grundiert wurden die vokalen Klangjuwelen von den Streichern der sueddeutschen kammersinfonie unter Peter Wallingers Leitung – wobei sich die neue Konzertmeisterin Rebecca Raimondi in der Vivaldi-Arie solistisch mit herrlich echohaft intonierender Violinstimme auszeich­ nete. Nicht nur Wanderers Zugabe, die populäre Arie „Lascia ch’io pianga“ (Lass mich weinen!) aus Georg Friedrich Händels Oper „Rinaldo“ wurde vom atemlos lauschenden Publikum mit jubelndem Beifall belohnt.

Aber das war im ausverkauften Uhlandbau-Saal noch lange nicht alles. Einleitend vom Orchester gebotene, rhythmisch kunstvoll ausgefeilte barocke Tanzsätze von Claudia Monteverdi (aus „Orfeo“) und Henry Purcell (aus „The Fairy Queen“) wurden von dem rezitierenden und heiter schauspielernden Vortragskünstler Johann-Michael Schneider mit lyrischen Versen sinnfällig kommentiert. Poesievolle Texte von Rabindranath Tagore und William Shakespeare (aus „Ein Sommernachtstraum“) waren vor und zwischen den Konzertstücken zu hören, auch Rainer Maria Rilkes Gedicht „Natur ist glücklich“ und der lustige Reim-Text „Wenn’s Winter wird“ von Christian Morgenstern.

Mit sensationeller Virtuosität und technisch perfekter Bogenführung: der frisch aufspielende Cellist Arthur Cambreling.

Der zweite Höhepunkt in Peter Wallingers Neujahrs-Konzertmatinee folgte nach der Pause. Der jugendlich frisch aufspielende Cellist Arthur Cambreling wartete in Joseph Haydn’s Violoncello- Konzert C-Dur (Hob VIIb:l) mit sensationeller Virtuosität in den abenteuerlich rasanten Spiccato-Skalen der Ecksätze auf. Er musizierte nicht nur mit brillant lockerer Fingerfertigkeit und technisch perfekter Bogenführung, sondern auch mit einer von innen herausdrängenden, gespannten Expressivität. Die fantasievolle eigene Kadenz zeugte von musikalischer Kopfarbeit, die Wiedergabe des langsamen Mittelsatzes von der Fähigkeit, Melodielinien kantilen auszusingen.

Zu preisen sind schließlich das Orchester-Ensemble und sein Dirigent, die mit den „Rumänischen Tänzen“ von Bela Bartók für einen folkloristisch farbintensiven Konzertabschluss sorgten.

Im Frühjahr stehen in der „Mühlacker Concerto“-Reihe im Uhlandbau auf dem Programm: „Rossinis Notenküche ein Komponist tischt auf: Musiktheaterstück der Pyrmonter Theater Companie für Kinder der Klassen 1bis 5 am 11. und 12. Mai jeweils um 9 und 10.30 Uhr, sowie das Frühjahrskonzert mit Werken von Weinberg, Schubert und Beethoven unter der Leitung von Peter und Simon Wallinger (Solist: Tjeerd Top, Violine) am 14. Mai um 17 Uhr.

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