Mit Tjeerd Top aus Holland gestaltet die Süddeutsche Kammersinfonie ein Konzertbonbon in Bietigheim.
Aus der Fülle von Literatur für Geige solo mit Orchester stellte die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim eine eigene „Symphonie“ in drei Teilen zusammen und gestaltete ein charmantes Frühlingskonzert am Samstagabend im Kronenzentrum.
Beethovens selten gehörtes Violinkonzert in C-Dur stellt die Geige als selbstbewusste Energieträgerin vor. Die F-Dur-Romanze Beethovens zeigt ihr sinnliches, schwärmerisches Wesen. Die Polonaise in B-Dur von Franz Schubert entwirft das Bild einer Tänzerin von ihr. Der Geiger des Abends Tjeerd Top küsst all diese Seiten bei der hölzernen Lady wach. Beethoven hat für sie sogar eine eigene Gattung kreiert, die Romanze.
Tjeerd Top als Konzertmeister des Amsterdamer Concertgebouw kommt strahlend auf die Bühne und wird mit warmem Applaus willkommen geheißen. In Holland hat er einen großen Namen, in Bietigheim lernen ihn Kenner und Liebhaber klassischer Musik gerade erst kennen. Der Geiger mit dem Schmunzeln im Gesicht geht in einen lebendigen Dialog mit dem Bietigheimer Orchester. Das Ensemble besteht aus klangstarken Charakteren in jeder Stimme. Deshalb hat die Besetzung auch einen Stab von Fans, die kaum eines der Konzerte im Bietigheimer Kronensaal ausfallen lassen.
Besonders nach der Pandemie wird das Angebot des Bietigheimer Streicherensembles dankbar angenommen. Jedem dieser Konzerte der Süddeutschen Kammersinfonie schickt Flötistin Christiane Dollinger eine kleine Einführung voraus, diesmal flimmert diese über die Leinwand. Sie ist mit ihrer Begabtenklasse der Musikschule bei einem Probenwochenende.
Programme von der Stange gibt es bei der Bietigheimer Kammersinfonie nicht, sondern „einzigartige Designerstücke“ wie das seltene Fragment eines C-Dur- Violinkonzerts von Beethoven. Drei Werke für Violine solo sorgen dafür, dass sich im ersten Teil der Geigenhimmel öffnet und die Zuhörer den holländischen Virtuosen in jeder Facette kennenlernen. Er wird gefeiert mit minutenlangem Applaus.
Programme von der Stange gibt es bei der Bietigheimer Kammersinfonie nicht, sondern „einzigartige Designerstücke“ wie das seltene Fragment eines C-Dur- Violinkonzerts von Beethoven. Drei Werke für Violine solo sorgen dafür, dass sich im ersten Teil der Geigenhimmel öffnet und die Zuhörer den holländischen Virtuosen in jeder Facette kennenlernen. Er wird gefeiert mit minutenlangem Applaus.
Im zweiten Teil nimmt Tjeerd Top als Konzertmeister bei den ersten Geigen Platz. Das Orchester setzt den „Weinbergzyklus“ fort, den es 2022 schon gestartet hat. Es geht dem Leiter und Gründer der Süddeutschen Kammersinfonie, Peter Wallinger, darum, dass der erst 1996 gestorbene sowjetische Komponist polnischer Herkunft Mieczysław Weinberg nicht in Vergessenheit gerät. Mit der Aufführung seiner Werke soll er nach seinem Tod ins Licht der Öffentlichkeit gestellt werden.
In seinem Werk reizt Weinberg Extreme aus, und stellt lange homogene Passagen direkt neben Kampfesszenen im zweiten Satz. Auch in der Dynamik geht der 1919 geborene Komponist extreme Wege und kreiert viele leise Passagen, die an der Hörgrenze liegen im sich auflösenden tonalen System. Weinberg ist kein Schönberg. Er lässt Dissonanzen pointiert einfließen und erspart seinem Publikum bewusst schrille Schräglagen.
Am Ende tobt minutenlang der Applaus, und das Kammerorchester zaubert noch einmal die Polonaise von Schubert heraus. Einfach deshalb, weil man selten die Geige als Solistin in einem tänzerischen Satz, einer Polonaise hört.
Autorin: Susanne Yvette Walter