Reihe „Mühlacker Concerto“ endet mit fulminanter Zusammenstellung

Das begeisterte Publikum feiert mit großem Beifall und Jubelrufen den Solisten des Konzer­tes: der Starviolinist Tjeerd Top mit seiner Stradivari. Foto: Eva Filitz

Mühlacker. Die Süddeutsche Kammer­sinfonie Bietigheim hat am vergangenen Sonntag zu einem Konzert in den Uh­landbau eingeladen. Es war der Schluss­punkt der Konzertreihe „Mühlacker Concerto“. Mancher Freund „traditio­neller“ Klassik“ mag sich zweifelnd ge­fragt haben: Passt das zusammen? Ein Violinkonzert von Beethoven und eine Polonaise von Schubert wurden geboten, jeweils mit Solo-Violine. Dazu dann eine Kammersinfonie von Mieczyslaw Wein­berg? Wer aber war Weinberg?

Dirigent Simon Wallinger baute Brü­cken. Er überzeugte mit seinem klaren, unmissverständlichen Dirigat zunächst seine Musikerinnen und Musiker, die auch seinem kleinsten Fingerzeig folgten und so mit ihren facettenreichen Inter­pretationen das Publikum begeisterte. Mit dabei Tjeerd Top, Erster  Konzert­ meister im Königlichen Concertgebouw Orchester Amsterdam, der mit seiner Stradivari wahrlich zaubern konnte.

Zum Auftakt erklang Beethovens C-Dur-Violinkonzert. Nur 259 Takte hat er selbst komponiert – 1870 wurde das Fragment entdeckt, und war Anreiz für zahlreiche Komponisten, es zu vervoll­ständigen. Wallinger hatte die meistgespielte Version von Josef Hellmesberger (1879) gewählt, aus der das Allegro con brio erklang. Ganz still wurde es im Saal. Denn der Maestro an der Violine bot alles auf, was überhaupt mit diesem Instru­ment möglich ist furiose Tempi in mächti­gem Fortissimo, knackige Pizzicati, berauschende Klangfolgen, in die zartestes Piano einfloss, kaum noch hörbar, aber bis zum letzten Bogenstrich kristallklar und transparent. Das Cantabile in der Roman­ze verstand Top wörtlich und ließ seine Violine singen. Beschwingt und heiter lud er dann zum Tanz der Polonaise ein.

Ebenfalls staunenswert war das stets harmonische Zusammenspiel mit dem Orchester,das mitsichtbarer Spielf reude seinem Dirigenten „gehorchte“.

Wallinger tat gut daran die Zuhörer auf die nun folgende „Zeitenwende“ im Pro­gramm mit einführenden Worten vorzu­bereiten. „Weinberg hat viele Extreme ausgereizt. Seien Sie gefasst auf wilde Kampfszenen neben leisen Passagen bis hin zur Hörgrenze“, so der Dirigent. Es war tatsächlich ein enormer Kontrast zum bisherigen Programm. Weinberg ging neue Wege. Die Art, wie er die Stim­men, nur Streicher, ohne Bläser, nach und nach zu einem harmonischen Ganzen zu­sammenfügte, ließ sich dennoch erstaun­lich gut verstehen und ist dem Dirigenten zu verdanken, der behutsam, aber auch mit der vom Komponisten geforderten Kraft die mal fließenden, dann abrupten Klangfolgen entschlüsselte.

„Weinberg war heute unser Favorit“, äußerte sich ein Ehepaar aus Maulbronn, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Die Klangfarben der ein­zelnen Instrumente empfand ich viel prägnanter. Für mich war es ein völlig neues, ganz intensives Hörerlebnis“, er­klärte begeistert die Ehefrau.

Gemessen an dem Riesenbeifall zum Schluss, kann Mühlacker Concerto die­ses Konzert als großen Erfolg buchen. Warum nur rund 100 Musikfreunde den Weg in den Uhlandbau fanden, stimmt dennoch traurig.

Autorin: Eva Filitz

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