Die Sueddeutsche Kammersinfonie Bietigheim unter Peter Wallinger besteht seit 40 Jahren und konzertiert aus diesem Anlass im Uhlandbau.

Dirigent und Gründer Peter Wallinger präsentiert seine sueddeutsche kammersinfonie bietigheim.  Foto: E. Filitz

MÜHLACKER. Mit dem diesjährigen Frühjahrskonzert der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim wurden gleich zwei runde Geburtstage gefeiert: 40 Jahre Kammersinfonie – 20 Jahre Konzerte im Uhlandbau Mühlacker.

Vor vier Jahrzehnten hatte Peter Wallinger, damals Musiklehrer am Bietigheimer Ellental-Gymnasium, die Idee, mit einer Gruppe junger Musiker ein Orchester zu gründen. Eines seiner Ziele war es, Musik quer durch Jahrhunderte bis in die Moderne in vielfältiger Form erlebbar zu machen. Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden. Bis zu sechsmal im Jahr treffen sich Musikerinnen und Musiker, um zusammen mit ihrem künstlerischen Leiter neue Konzertprogramme zu erarbeiten. Mehr als 200 Werke umfasst heute das Repertoire. Das Orchester ist zu einem professionell arbeitenden Klangkörper gereift, das sich in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf erworben hat. Aufbauend auf dieser soliden künstlerischen Basis gelingt es Wallinger regelmäßig, für seine Konzerte national und international gefeierte Ausnahmekünstler als Solisten zu verpflichten.

2004 hängte er den Lehrerberuf an den Nagel. Als Dirigent und Initiator weiterer neuer Ideen war er voll ausgelastet. Bereits 1977 hielt seine neue Konzertreihe „Musikalischer Sommer“ Einzug in die Lienzinger Frauenkirche. Doch Mühlacker sollte auch in der restlichen Jahreszeit musikalisch nicht brach liegen. Der Uhlandbau, wo Wallinger schon als Schüler in Konzerten als Violinist mitgewirkt hatte, rückte in seinen Fokus. Warum nicht selbst dort Konzerte veranstalten? Dessen gute Akkustik lud geradezu ein. Im April 2004 war es so weit. Mit einem „Ungarischen Tanz“ von Brahms gelang ein nachhaltiger Auftakt. Drei Jahre später stand das Gegenstück zum „Musikalischen Sommer“ auf festen Beinen. Die Winterkonzertreihe „MühlackerConcerto“ feierte Premiere. Knapp 60 Kammersinfonie-Konzerte fanden bisher im Uhlandbau statt. Wallingers Initiative ist es auch zu verdanken, diesen wertvollen Konzertsaal nach Abriss des Mühlehofs nach jahrelanger Vergessenheit musikalisch neu belebt zu haben – und zwar hochkarätig. „Peter Wallinger ist der herausragende Kulturträger in unserer Stadt“ betonte Dr. Johannes Bastian, Vorsitzender des Fördervereins „Mühlacker Klassik“, in seiner Begrüßungsrede.

Grund genug also zum Feiern und Jubeln über soviel beglückende Historie mit heiteren Auftakten wie am Frühjahrskonzert. Gewiss war es kein Zufall, dass neben Slawischen Tänzen von Antonin Dvorak , einem „Valse triste“ von Jean Sibelius auch drei „Ungarische Tänze“ von Johannes Brahms auf dem Programm standen. Mit vitaler Frische und sichtbarer Freude spielte temporeich das Orchester auf, folgte dem kleinsten Wink seines Dirigenten und stimmte so die Zuhörer auf ein nächstes klangprächtiges Erlebnis ein.

Der Geigenbauer J. B. Guadagnini schuf 1755 die Geige, die Ursula Schoch heute noch spielt. Ludwig van Beethovens Violinkonzert D-Dur op. 61 war der glanzvolle Höhepunkt der Jubiläumsfeier. Die Solistin ist Konzertmeisterin des Königlichen Concertgebouw-Orchesters in Amsterdam. In Mühlacker ist sie keine Unbekannte, denn seit den 1990er Jahren hat sie unter Leitung Wallingers zahlreiche Violinkonzerte interpretiert. Ihr Spiel ist kaum in Worte zu fassen. Auswendig trägt sie dieses, mit kompositorischen Finessen aller Art gespickte Meisterwerk vor. Dynamisch, mit überbordender Spielfreude, mit unbeschreiblich reinem Bogenstrich, ungemein flinken Fingern, die auf den Saiten auf- und ab eilen, zartesten klangreinen Flageoletti in höchsten Lagen – atemberaubende atmosphärische Klänge, wie aus anderen Welten und zum Dahinschmelzen schön. Gänsehaut-Feeling inbegriffen. Das Orchester entfaltete dazu einen wunderbar warmen Klang, hüllte damit beim Larghetto fast spürbar wie mit wärmendem Mantel die Zuhörer ein. Aber auch klangprächtig voluminös wussten Musikerinnen und Musiker aufzuspielen und kontrastreich im Rondo dann wiederum tänzerisch leicht zu agieren. Alle Mitwirkenden wurden mit stehenden Ovationen gefeiert, der Beifall wollte nicht enden. Ursula Schoch dankte mit einem Largo von Bach – ohne Orchesterbegleitung.

Autorin: Eva Filitz

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