Kompositionen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts verbanden sich in einem Konzert der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim unter der Leitung von Peter Wallinger mit solchen des Impressionismus zu ohrenschmeichelndem „Klangzauber“.
Im halb vollen Kronensaal hörten die Besucher delikate Aufführungen von Werken von Mozart, Schubert, Debussy und Ravel.
Dessen „Pavane pour une Infante défunte“ ist ein sanft dahinschreitendes Orchesterstück, in dem wehmütig und andachtsvoll an eine verstorbene Prinzessin erinnert wird. Die Süddeutsche Kammersinfonie leitete damit das Konzert ein und bestach mit einer lyrisch und verklärt gestalteten Aufführung der weit tragenden schlichten Melodik.
Vor drei Jahren beeindruckte der blinde Pianist Bernard d’Ascoli im Kronensaal mit einer ausgereiften Interpretation des dritten Klavierkonzerts von Beethoven. Jetzt war der außergewöhnliche Künstler erneut in Bietigheim zu hören. Mit der Süddeutschen Kammersinfonie führte er Mozarts Klavierkonzert
A-Dur, KV 488, auf. Bernard d’Ascolis schwebend leichter An- schlag ließ bereits im ersten Satz aufhorchen, die graziösen The- men in bewegtem Tempo breitete er transparent aus. Es erklang besinnliches, beseeltes Adagio; das Einleitungsmotivdesdritten Satzes spielte der Franzose mit erfrischendem Elan. Es war eine von sprühender Intensität getragene Interpretation zu erleben, zumal das Orchester ihn mit klangprächtiger Fülle begleitete.
Zauberisch und verträumt er- klang das Prélude „L’après-midi d’un faune“ von Debussy. Das Flirren und Flimmern der Luft an einem Sommernachmittag in der mythischen Landschaft Arkadiens ließ Peter Wallinger vom Orchester genüsslich musizieren. Besonders die Holzbläser führten die elegisch dahinfließende Melodik in sensibler Intonation aus. Ein wahrer Ohrenschmaus!
Beliebt ist Schuberts fünfte Sinfonie in B-Dur, deren anmutiger erster Satz noch von Mozart beeinflusst ist. Romantische Stimmungen und tänzerische Elemente artikulieren sich auch in den weiteren Sätzen. Drei Sätze musizierte das Orchester in forschen Tempi und entfaltete dabei seine in jedem Register glutvolle Fülle. Nur das Andante erklang geruhsam dahingleitend.
Rudolf Wesner