Großsachsenheims Schlosshof war ein lauschiger Ort, um vital leuchtenden Streicherklang zu erleben. Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim gestaltete unter der Leitung von Peter Wallinger ein sommerlich heiteres Konzertprogramm mit dem Titel „Mediterrane Streifzüge“
Die zahlreichen Besucher konnten bei hochsommerlichen Temperaturen Musik aus drei Jahrhunderten genießen. Zum ausgewogenen und doch voluminösen Klang des Streicherorchesters fügten sich füllige und warme Töne, die Katarzyna Mycka der Marimba entlockte. Als zusätzliche, reizvolle Klangkulisse kam der muntere Gesang einer Amsel hinzu.
Doch zunächst entführte Peter Wallinger und die Musiker der Kammersinfonie zurück zu Claudio Monteverdi, der im Jahr 1607 mit „Orfeo“ die erste Oper überhaupt komponierte. Daraus waren vier Instrumentalsätze anmutig tänzerisch und in edler Streicherpracht zu hören.
Katarzyna Mycka ist eine hochdekorierte Könnerin auf dem Schlaginstrument Marimba. Im Schlosshof interpretierte sie, feinstimmig vom Orchester begleitet, eine Bearbeitung des Concertos für Cembalo oder Violine Solo (BWV 1052) von Johann Sebastian Bach für ihr Instrument, dessen vibrierender Klang die Strenge der Barockkomposition aufhob. Sehr nuanciert führte Mycka dieses ungewöhnliche Arrangement aus.
Außerordentlich tempobetont und voller offenbarender Musizierfreude spielte die hervorragende Solistin zwei Sätze des zeitgenössischen Konzerts für Marimba und Streichorcherster von Emmanuel Séjourné. Hier entfaltete sie ihre vollendete Virtuosität mit Bravour und Energie, ohne auf einen samtweichen Anschlag mit den vier Schlegeln zu verzichten. Das war ein wahrer Musikgenuss.
Auch im zweiten Teil des Konzerts bestach die Süddeutsche Kammersinfonie mit lebendigem und dichten Streicherklang. Von Nino Rota, vor allem bekannt geworden mit seiner Musik zu den Filmen „Der Pate“, wurden aus dem „Concerto per Archi“ Scherzo und Allegro als echtes Bravourstück aufgeführt: Weite Melodiebögen und markante rhythmische Elemente bildeten vitale Ausdruckskontraste.
Elegant, mal tänzerisch leicht, mal in elegischem Ton schreitend, bot das Orchester zum Abschluss die dritte Suite „Antiche Danze ed Arie“, eine populäre Folge von Bearbeitungen alter Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert von Ottorio Respinghi, die sich als weitere musikalische Delikatesse erwies.
Rudolf Wesner