Die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim legt ihre CD „Live 2016“ vor
Bietigheim-Bissingen. „Ungeschminkte Konzertmitschnitte“ verspricht das Booklet der nunmehr vierzehnten CD in der Reihe „Kammersinfonie live“, die die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim jetzt vorgelegt hat. Das klingt ein wenig, als müsste man etwaigen spielerischen oder tontechnischen Beanstandungen vorsorglich entgegentreten. Dabei braucht sich der bereits seit über drei Jahrzehnten bestehende Klangkörper keineswegs zu verstecken. Der Querschnitt durch die drei Konzerte am 17. Januar und 19. März in Mühlacker sowie am 4. Dezember 2016 in Bietigheim-Bissingen führt vor Ohren, dass das Orchester unter der Leitung von Peter Wallinger in der Lage ist, unterschiedlichste Werkgattungen und Epochen zu bedienen – in diesem Fall sind es Werke von Antonin Dvorák, Gustav Mahler, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven.
Überaus furios kommt so Dvoráks Slawischer Tanz op. 46 Nr. 8 daher, geschmeidig winden sich die Streicher durch die von tongeschlechtlichen und dynamischen Kontrasten geprägten Kapriolen. Ausgewogen und präzise präsentiert sich der Streicherapparat, farbprächtig das Holz. Die Höhepunkte der Kompilation stellen sicherlich die fein konturierten Auftritte der drei Solistinnen dar. Hiyoli Togawa spielt die Viola in den vier Instrumentalbearbeitungen von Schuberts berühmter „Winterreise“ – darunter Lieder wie „Wetterfahne“ und „Der Leiermann“ – mit einem körperreichen, bisweilen keck ausbrechenden Ton, der den bewussten Textverzicht beinahe vergessen lässt. Der jungen Pianistin Magdalena Müllerperth ist indes die Spielfreude, gepaart mit beachtlicher künstlerischer Reife im brillanten Kopfsatz von Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur, deutlich anzuhören. Klanglich ungeschminkt im besten Sinne ist diese CD, die sich bei weitem nicht nur für eingefleischte Fans des Klangkörpers zu hören lohnt.
Johannes Koch